Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 93
(PDF, 70 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0095
Fundamentschüttung einfach in Reihe auf die Lößbodenunterlage gesetzt. Auf
dieser Steinsetzung muß man sich eine Holzkonstruktion vorstellen. Anzeichen
einer Zerstörung der Holzbauten durch Brand zeigten sich an dieser Stelle
nicht. Vielleicht wurde das Holz nach Aufgabe des Hofes anderweitig verwendet
. Das ganze römische Mauerwerk liegt hier in waagrechtem Niveau. Das
Gelände dagegen steigt von Westen nach Osten stark an. Daher ist im Westen
nur die Fundamentschüttung, im Osten wesentlich mehr erhalten.

In den Schnitten C2—C4 und C51/52 zeigte sich eine nordöstlich verlaufende
Mauer. Hierbei handelte es sich um eine zweihäuptige, 85 cm starke Mörtelmauer
(Abb. 7) mit einer stellenweise fast 1 m tiefen Fundamentschüttung
(Abb. 8). Nur in C2—C4 waren die unterste Schicht durchgehend, die darüber
liegende teilweise in situ erhalten. Die dazugehörige Fundamentschüttung
konnte allerdings in C51/52 (Abb. 9), ferner in +C12 (Abb. 10) und in D47/48,
also über 13 m weit deutlich verfolgt werden. In D47/48 wurde ihr Südwestende
angeschnitten (Abb. 11). Hier knickt sie im rechten Winkel nach Südosten
ab. Nach Nordosten zieht diese Mauer, die möglicherweise die nordwestliche
Außenmauer des Herrenhauses ist, sicher noch ein ganzes Stück weiter. Im
Schnitt I (Abb. 12) fanden sich nämlich kleine rechtwinklig zu ihr verlaufende
Fundamentgräbchen. Handelt es sich hier wirklich um Fundamentgräben
von Zwischenwänden des Herrenhauses, so muß die angeschnittene nordwestliche
Außenmauer noch mehr als 5 m weiter nach Nordosten verlaufen.

Eine sehr interessante Stelle war +C12 (obwohl nur 1 qm groß). Rund 60 cm
unter der Oberkante der oben angeführten Fundamentschüttung tauchte im
rechten Winkel zu ihr eine Mauer auf (Abb. 13). Die sauber bearbeiteten und
gesetzten Steine waren 20—25 cm breit und ebenso hoch. Sie wurden bis über
30 cm tief ins Erdreich hinein verfolgt. Die Steine lagen aber nicht waagrecht
sondern fielen deutlich ca. 30° nach Norden bzw. Nordnordosten ein. Auch
schien die Vorderfront der Steine eine ganz leichte Biegung zu machen. Ob es
sich hier um eine ältere Bauphase, um eine abgerutschte Mauer, um die Bedeckung
einer Wasserleitung oder die Rückseite eines tiefer gelegenen Gebäudeteiles
(Hypokaustenanlage, Keller o. ä.) handelt, kann auf Grund des sehr
kleinen Ausschnittes noch nicht gesagt werden.

Eine der aufschlußreichsten Stellen war der Schnitt bei D47/48 (Abb. 14), weil
nur 60 cm südwestlich der Ecke der Hauptmauer die Ecke einer weiteren Baulichkeit
zum Vorschein kam. Doch handelt es sich hier nicht um eine Fundamentschüttung
, sondern um eine noch 1,30 m hoch erhaltene deutliche Reihung
(wenn auch nicht auf Sicht) gesetzter Steine (Abb. 15). In den Fugen zwischen
den gesetzten Steinen fand sich überall als Bindemittel eine Mischung aus
Granitgrus mit Lehm. Möglicherweise wurde hier die Rückseite einer Kellerecke
angeschnitten (vielleicht auch einer Heizanlage). Da Keller öfter unter
einem der beiden Risaliten (turmartige Vorsprünge in der Mauerflucht) der
Frontseite des Herrenhauses liegen, könnte man sich hier nach Südwesten die
Schauseite der villa rustica vorstellen. Freilich könnte sie ebenso nach Südosten
gerichtet sein. Genauere Aussagen erlauben die Ergebnisse einer solch
kleinen Sondiergrabung nicht.

Die villa rustica kann frühestens kurz nach der Besetzung unseres Gebietes
durch die Römer entstanden sein, das wäre in den 80er Jahren nach Christus.
Mit Sicherheit wurde das Gut von seinen römischen oder gallorömischen Besitzern
259 oder 260 nach Christus mit dem Fall des Limes aufgegeben. Die
Mehrzahl der Funde deutet auf die 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts und auf die
erste Hälfte des 3. Jahrhunderts hin.

93


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0095