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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 138
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erste kleine Kirche betrug im Lichten 5,90/11,80 m, das entspricht genau 20/40
röm. Fuß. Ihr folgte ein Neubau, der im Lichten ca. 25/50 röm. Fuß maß. Dieser
Neubau wird nach einiger Zeit mit einer Ostapsis versehen, und wohl noch
etwas später erhält der Bau entlang seiner Südseite einen schmalen Annex,
der vermutlich in drei Einzelräume gegliedert war. Dies alles existierte zeitlich
vor zwei karolingischen Bauten, die mit Atrium und Kreuzkirche zur Zeit
Ludwig des Frommen vorhanden gewesen sein müssen und Anlaß boten, das
Kloster Offoniswilare an die zweite Stelle im Dienstleistungsverzeichnis der
Reichsabteien aufsteigen zu lassen.18

Nach Kenntnis dieser frühen kirchlichen Anlagen, die im römischen Trümmerfeld
ihren Ausgang nehmen wie fast alle die iro-schottischen Klostergründungen
des G.Ii. Jh. in Gallien und Austrasien, besteht kein Anlaß mehr daran zu
zweifeln, daß das Kloster Offoniswilare eine Gründung des frühen 7. Jahrhunderts
ist. Im vermutlich noch heidnischen Land — sofern es das gemeine
Volk betrifft — konnte sich hier so früh eine Klostergründung vollziehen,
weil diese Gründung auf königlichem Areal, unter den Augen und im Schutz
des merowingischen Königshofes Burgheim stattfand. Die enge Verbindung
zu Straßburg — der Mutterkirche — war gegeben, und: die irischen Mönche
missionierten nicht. „Ihr Ziel war rein religiös. Sie erstrebten nichts anderes
als die Rettung ihrer Seelen durch die Mittel Aszese und Gebet." 19 Erst die
karolingischen Klostergründungen standen als politische Stützpunkte auch im
Dienst weltlicher Herrschaft. Von den ersten 120 Jahren des Klosters Offonis-
cella berichtet nur die Klosterüberlieferung; warum bleibt es danach so lange
im Schatten? Luxeuil und andere Klostergründungen der Merowinger erlebten
eine „gewaltige monastische Expansion mit der materiellen Unterstützung der

Hausmeister und des Adels,---während zahlreiche andere Irenklöster, die

nicht den Kontakt zur fränkischen Führungsschicht gefunden (oder behalten)
hatten, ein unbeachtetes und letztlich wirkungsloses Dasein fristen mußten." 20
Zu diesen letzten darf man das Kloster Schuttern zu Ende des 7. Jh. rechnen;
erst als Pirmin und der hinter ihm stehende Adel sich der Gründung Offos annahmen
, blühte das Kloster wieder auf. Ein Gleiches geschah der Gründung in
Ettenheimmünster, wo Bischof Heddo als zweiter Gründer das Kloster neu
schuf.21

Kehren wir nun zurück zu unserer falschen Dagobert-Urkunde, so erkennen
wir ihre „Frag-Würdigkeit". Die Auffassung J. Baders trifft wohl zu, die Urkunde
sei zwar „ein grobes Machwerk", aber: „dennoch halte ich in vorliegendem
Fall die Sache für richtig und nur die Form für eine Fälschung. Es ist
anzunehmen, daß zu Schuttern ein Dagobertischer Schenkungsbrief über Her-
lisheim ursprünglich vorhanden gewesen — und die schutterischen Mönche ein
so wichtiges Dokument ihres ältesten und vornehmsten Wohltäters wieder ersetzen
zu müssen glaubten". Dem pflichtet Mone bei: „eine formell unterschobene
merowingische Urkunde, deren Original wahrscheinlich von Dagobert II.
ausgestellt wurde".22 Wir dürfen die „falsche Urkunde" als einen in feierliche
Form gebrachten „Aktenvermerk" über einen Sachverhalt betrachten, der in
Einzelheiten irrige Angaben enthält, zumal, was die sich widersprechenden
Daten betrifft. Daß er im Gewand einer Urkunde auftritt, ist naheliegend — es
war ja einst eine Urkunde, und daß der Schreiber die für ihn ja noch moderne

18 E. Mühlbacher, Deutsche Geschichte unter den Karolingern, Darmstadt 1959, S. 335.

19 K. Weber, a.a.O. S. 358.

20 F. Prinz, a.a.O. S. 317.

21 Wentzcke, a.a.O. Nr. 46.

22 Mone, a.a.O. Bd. III, S. 49.

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