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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 296
(PDF, 70 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0298
Adolf Hitler in Offenburg (8. November 1930)
Zur Diskussion über Hitlers politische Endziele

Eine Dokumentation
von Jochen Thies

Nach den Berichten der lokalen Presse waren es etwa 12 000 Personen, die
am 8. November 1930 in die Landwirtschaftshalle von Offenburg geströmt
waren, um Adolf Hitler zu sehen und zu hören.1 Sie hatten keine Kosten
und Mühen gescheut, um dabei zu sein: per Eisenbahn, im Auto und zu
Fuß, vom Südschwarzwald, ja sogar aus Frankreich, aus der Schweiz und
Österreich waren sie gekommen und hatten dank hoher Eintrittsgebühren
der badischen NSDAP einen beachtlichen Reingewinn beschert. Drei Stunden
vor Beginn von Hitlers Auftritt begann der Einlaß, um 21 Uhr traf
der Mann, der wenige Wochen zuvor bei den Reichstagswahlen vom
14. September mit seiner Partei das sensationelle Ergebnis von 107 Mandaten
erzielt hatte, unter den Klängen der Offenburger Stadtkapelle ein,
um eine zweistündige Ansprache zu halten, die von Robert Wagner, dem
Gauleiter und Mitglied des badischen Landtags, mit einem Grußwort eröffnet
wurde.2 Schenkt man dem Kommentar eines prominenten badischen
Sozialdemokraten Glauben, waren Freund und Feind von der Rede
enttäuscht, „weil man solche sanfte Elegie nicht erwartete vom kommenden
Imperator des dritten Reiches". Der Beobachter fuhr fort: „Man erkannte
, daß da recht viel mit Schlagworten gearbeitet wurde, die sich
als recht fraglich und inhaltslos erweisen, wenn man sie nur einigermaßen
auf ihren Gehalt prüft".3 — Einer Erkältung wegen zog es Hitler vor,

1 Offenburger Tageblatt, Ortenauer Bote; D'r alt Offeburger. Zeitschrift der Heimatkunde für die
Offenburger in der Nähe und Ferne — Stadtarchiv Offenburg; Offenburger Zeitung — Archiv der
Buchdruckerei Hugo Zuschneid, Offenburg. Weitere herangezogene Zeitungen; Der Führer, Karlsruhe,
sowie der Völkische Beobachter, Süddeutsche Ausgabe.

Für Ratschläge und Hilfen möchte ich den Herren Dr. Fliedner und Friedmann vom Stadtarchiv
Offenburg danken, der Stadtverwaltung Lahr sowie Dr. Dittler, Dr. Raulff, vor allem aber dem Ltd.
Direktor des Generallandesarchiv Karlsruhe, Dr. Zier, der zu den Vorgängen in Offenburg mehrere
Persönlichkeiten, darunter den ehem. Ministerpräsidenten Walter Köhler, befragte.

2 Zur Persönlichkeit Robert Wagners, ab 1933 Reichsstatthalter in Baden, ab 1940 auch Chef der Zivilverwaltung
im Elsaß: L. Kettenacker: Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß. Stuttgart
1973; allgemein: P. Hüttenberger: Die Gauleiter. Studie zum Wandel des Machtgefüges in der
NSDAP. Stuttgart 1969.

3 D'r alt Offeburger, Nr. 1634 vom 15. 11. 30. — Der Beobachter war der Redakteur und Verleger
des Blattes, Adolf Ernst Geck. Geck, Buchdruckereibesitzer, geb. 9. 2. 1854, gest. 13. 3. 1942, entstammte
einem wohlhabenden, demokratisch eingestellten Elternhaus. Er studierte an der TH Karlsruhe
, bevor er in Frankfurt/M. Sekretär der Deutschen Volkspartei wurde. Nach seiner Wendung

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