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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 302
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war sie 1926, bei den vorausgegangenen Gemeindewahlen, noch gar nicht
in den Stadtparlamenten vertreten gewesen. Nur das Zentrum hatte im
Landesdurchschnitt seinen Stimmenanteil halten können, während Hitlers
Partei z. T. von den Verlusten der SPD, DVP, DNVP sowie von den Splitterparteien
profitiert hatte. Vor allem in den größeren Städten war die
Wahlbeteiligung wesentlich geringer als bei der Reichstagswahl und hatte
z. B. in Offenburg nur 64,2 % erreicht.

Die Verknüpfung dieser regionalen Gesichtspunkte mit den eingangs
schon formulierten allgemeineren Fragen gestattet, folgenden Zwischenstand
festzuhalten:

1. Bei den am 16. November 1930 stattfindenden Gemeindewahlen in
Baden mußte es das Ziel der NSDAP sein, ihren Überraschungserfolg
vom 14. September 1930 nicht nur zu bestätigen, sondern möglichst
auszubauen, um weiter im Gespräch zu bleiben. Die Gemeindewahlen
waren daher für die noch nicht sehr lange von Erfolgen verwöhnte
Partei ein Datum, das durchaus mit der Wahl in Lippe am 15. Januar
1933 zu vergleichen ist, als die NSDAP versucht hatte, unter Aufbietung
ihres gesamten Propaganda-Apparates, aus dem Tief seit der
Reichstagswahl vom 6. November 1932 herauszukommen.

2. Der November 1930 ist unter dem Gesichtspunkt der Überlieferung
an Hitlerreden der vielleicht am besten belegte Monat vor 1933, da
neben der Offenburger Ansprache Hitlers zwei weitere Auftritte vom
5. November in Mannheim 18 und vom 13. November in Erlangen 19 im
Wortlaut bekannt sind.

3. Unterstellt man, daß die NSDAP und Hitler zu dieser Zeit noch unter
Erfolgszwang standen; durch mehrere Quellen vor unterschiedlich zusammengesetzten
Auditorien Vergleiche möglich sind, ist eine günstige
Konstellation gegeben, Hitlers Rede in Offenburg unter dem Gesichtspunkt
zu prüfen, ob hier der politische Taktiker oder der Doktrinär
sprach.

Es besteht heute in der Forschung Übereinstimmung darüber, daß „Mein
Kampf" entscheidende Aufschlüsse über ein außenpolitisches „Programm
"20 vermittelt, das von Hitler nach 1933 in Etappen abgewickelt

18 BA NS 26/57. Vgl. auch den früheren Hinweis auf die Reden in Mannheim und in Offenburg bei
J. Dülffer: Weimar, Hitler und die Marine. Reichspolitik und Flottenbau 1920—1939. Düsseldorf
1973, S. 219.

19 H. Preiß (Hrsg.): Adolf Hitler in Franken. Reden aus der Kampfzeit. Nürnberg 1939, S. 165 ff.

20 Unter dem Begriff „Programm", der durch H. H. Trevor-Roper: Hitlers Kriegsziele. In: VfZG 8
(1960), S. 121—133, in der Forschung Eingang fand, ist «licht das Parteiprogramm der NSDAP zu
verstehen, sondern Hitlers außenpolitisch-expansionistische Zielsetzung: Formierung eines europäischen
Kontinentalimperiums und Aufbau einer Weltmachtstellung mit kolonialem Ergänzungsraum.
Grundlegend dazu: A. Hillgruber: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940—1941. Frankfurt
/M. 1965; ders.: Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege. Göttingen 1967;
K. Hildebrand: Vom Reich zum Weltreich. Hitler, NSDAP und koloniale Frage 1919—1945. Mün-

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