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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 303
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wurde. Bis zu seinem Ende in der Reichskanzlei, also über einen Zeitraum
von 20 Jahren, hielt der deutsche Diktator an seinen Zielvorstellungen
fest, die von einem universalen rassenideologischen Antisemitismus überlagert
wurden. Er hoffte, nach der Konsolidierung der Machtverhältnisse
in Deutschland und in Zentraleuropa mit Blitzkriegen ein Kontinentalimperium
zu erobern, das sich für ihn in den Weiten der Sowjetunion
bot: „Lebensraum im Osten". Dazu war die Voraussetzung, daß sich das
in Übersee engagierte Großbritannien — für Hitler der natürliche Bündnispartner
aufgrund seiner Rassemerkmale — neutral verhielt. Dies aber
war ein Trugschluß, wie sich am Tage des deutschen Einmarsches in Polen
zeigte. Jedoch ist die Forschung in der Frage gespalten, ob Hitlers
machtpolitische Ambitionen über den europäischen Kontinent hinausreichten
, möglicherweise sogar auf Weltherrschaft abzielten.21 Dafür
sprechen nicht nur die Passagen im sog. Zweiten Buch über eine Auseinandersetzung
mit den USA22, sondern auch die Ereignisse im Juli 1941 23,
als es für Hitler wenige Wochen so aussah, als stünde der Krieg gegen
die Sowjetunion unmittelbar vor dem siegreichen Abschluß. Auch die
Erlanger Rede Hitlers vom 13. November 1930, vor der Professoren- und
Studentenschaft der dortigen Universität, gehört zum Kreis der Schlüsseldokumente
, die seine Weltherrschaftsabsichten untermauern. Hitler
führte dort wenige Tage nach seinem Auftritt in Offenburg aus: „Wir
wissen folgendes: Jedes Wesen strebt nach Expansion und jedes Volk
strebt nach der Weltherrschaft. Nur wer dieses letzte Ziel im Auge behält
, gerät auf den richtigen Weg. Ein Volk, das zu feige ist oder den Mut
oder die Kraft nicht mehr besitzt, sich dieses Ziel zu stellen, betritt den
zweiten Weg, und zwar den des Verzichtes und der Selbstaufgabe, der
in der Vernichtung seinen Abschluß findet. Es gibt nur zwei Wege: der
eine Weg führt ununterbrochen nach vorwärts und ist nur begehbar,
wenn solche bestimmten Erkenntnisse ein Volk leiten, der zweite Weg
führt nach abwärts, wenn sich ein Volk statt dessen mit falschen Grundsätzen
zufrieden gibt".24

dien 1969; ders.: Deutsdie Außenpolitik 1933—1945, Kalkül oder Dogma? Stuttgart '1976. Vgl. auch
die Beiträge der beiden genannten Autoren in: O. Hauser (Hrsg.): Weltpolitik I und II 1933—1945.
Göttingen-Frankfurt/M.-Zürich 1973/1975, sowie: M. Funke (Hrsg.): Hitler, Deutschland und die
Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches. Düsseldorf 1976.

21 J. Thies: Architekt der Weltherrschaft. Die „Endziele" Hitlers. Düsseldorf '1976; ders.: Hitlers „Endziele
": Zielloser Aktionismus, Kontinentalimperium oder Weltherrschaft? In: W. Michalka (Hrsg.):
Nationalsozialistische Außenpolitik (= Wege der Forschung Bd. CCXCVII). Darmstadt 1978.

22 Hitlers Zweites Buch. Ein Dokument aus dem Jahre 1928. Eingel. und kommentiert von G. L. Weinberg
. Stuttgart 1961, S. 130.

23 A. Hillgruber (Hrsg.): Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen über
Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1939—1944. 2 Bde. Frankfurt/M. 1967/1970, vor allem
die Unterredung Hitlers mit dem japanischen Botschafter Oshima (Nr. 83) am 14. 7. 1941.

24 Preiß, S. 171 f. Vgl. dazu auch den ausgezeichneten Hintergrundbericht, den M. Franze: Die Erlanger
Studentenschaft 1918—1945. Würzburg 1972, S. 128 ff. liefert. Ein Hinweis auf die Bedeutung dieser
Rede auch bei: A. Hillgruber: Die „Endlösung" und das deutsche Ostimperium als Kernstück des
rassenideologischen Programms des Nationalsozialismus. In: VfZG 20 (1972), S. 135.

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