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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 56
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Männer, deren Güte und deren Fleiß, und wie sie beim Klang der kleinen
Glocke in der mittleren Holzhütte zusammenkommen und beten. Zuerst
selber wortlos, wagen sie schließlich, von ihren Nöten zu sprechen, und
sie finden hilfsbereite Menschen. Gallus versteht sie, und sie verstehen
ihn, auch äußerlich, denn er hatte sich schon geraume Zeit um ihre
Sprache bemüht. Seine Lebensbeschreibung hebt hervor, daß Gallus von
Columban den Auftrag erhielt, zum Volk zu sprechen, weil sich Gallus
nicht nur durch ein „feines Latein auszeichnete", sondern auch „durch
die Kenntnis der Sprache jenes Volkes" 164. Er hatte aber in diesen Jahren
noch mehr gelernt: Am Zürichsee verbrannte er im Auftrag Columbans
die Götzentempel; inzwischen versteht er die Zähigkeit der Alemannen,
aber er ist noch zäher und er ist es in Güte: Er hilft ihren Fragen,
verbindet jedoch damit keinen Zwang. Er lebt das Vorbild christlicher
Geduld in selbstloser Treue, bis endlich von diesem Bergvolk der erste
kommt, sich um die Taufe zu bemühen. Auch bei den Christgewordenen
ist es schwierig, sie frei zu bekommen von allem Zauber und abergläubischem
Beiwerk. Weggehen von seiner Einsiedelei, von seinem Arbeitsplatz
fällt ihm schwer. Er tut es nur, wenn es als Pflicht zu helfen klar vor
der Seele steht, und will auch dann in kürzester Frist heimkehren l65.

Die Vermutung, Gallus habe im Harmersbacher Gebiet einige Jahre
gelebt, geht am wirklichen Gallusleben vorbei. Daß er auf der Tour Metz -
Bregenz die Schar Columbans für längere Zeit verlassen habe, ihr später
wieder nachgewandert sei, widerspricht den Angaben der Lebensbeschreibung
, widerspricht aber noch mehr dem Charakter Cclumbans, als
ob er so etwas geduldet hätte 16fi. Genau so stünde es im Gegensatz zum
Gallusbild der Vita, anzunehmen, Gallus habe seine Gemeinschaft auf ein
oder mehrere Jahre allein gelassen, um irgendwo anders Einsiedler zu
sein. Tragbar, aber nicht zu belegen, ist die Meinung, mit Gallus
befreundete oder vertraute Mönche hätten sich im unteren Kinzigtal
niedergelassen; damit erhielte vieles, was wir bei Gengenbach gesehen
haben, eine Antwort auf unser Warum und Wieso.

In St. Gallus und seinem Bären vermuten manche franziskanische
Haltung („Bruder Bär" = Wolf von Gubbio), sie übersehen die nüchterne
Sachlichkeit des Berichtes. Eher weckt das Nein des Einsiedlers zu
ehrenvollen Berufungen und sein sofortiges Weitergehen erhaltener
Geschenke an Arme und Notleidende die soziale Haltung des Poverello
in unserem Gedächtnis auf. Das Helfenwollen gehört zur Erzählung vom
Bären des Gallus wie zu der vom Wolf des Francesco167.

164 Ebd. 242; die folgenden Hinweise sind aus dem gleichen Buch.

165 Als Beispiel 252 f. und 259.

166 Gallusleben, Kap. 9, S. 245: Kolumban duldet keine Sondermeinungen: vgl. auch im Leben des Kolumban Kap 11.

S. 193.

167 Gallusleben Kap. 11 S. 247 und Kap. 19 S. 253f.

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