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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 74
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Pirmin kannte die Klosterregeln des Fruktuosus von Braga (vgl. Anm.
184). Was er im Westgotenreich seit 711 erlebt hatte und was immer noch
drohend am Horizont stand, lehrte die Notwendigkeit eines Christseins,
das nicht nur den Namen hat, sondern auch die Werke, und zwang ihn, die
Klöster in einer Kongregation zusammenzuschließen, um so ungezwungene
, rasche Möglichkeiten zur Heilung verfahrener Verhältnisse und
zum Wiederaufblühen an die Hand zu geben. Freilich sehen wir mit der
Brille von heute die Ereignisse vergangener Zeiten in einfachen Linien
und manches halten wir zunächst für unmöglich, etwa eine Kongregation
von Klöstern in der Zeit Pirmins, zumal ja bei Benedikt so etwas völlig
außer Sicht ist. Wer näher hinschaut, wird mit dem „unmöglich"
vorsichtig sein. Was wir im Zusammenhang mit der Abtei Flavigny-sur-
Ozerain an Kontakten unter den Abteien Pirmins erfahren haben,
leuchtet immer wieder auf, sei es in der Gleichheit der Profeßformeln, sei
es 749 sowohl im Schwarzacher wie im Schutterner Exemptionsvertrag
Bischof Heddos, sei es im Beisammensein der Äbte auf den Synoden. Wo
eine Abtei lahmt, hat sie den Beistand einer Schwesterabtei. Durch die
Jahrhunderte erfahren wir, wie große Hilfe es sein konnte, den Abt aus
einem anderen Konvent der Kongregation wählen zu dürfen (vgl. die
Anmerkungen 183 und 196-199).

Nicht viel länger als drei Jahrzehnte ist der Oberrhein die Mitte seines
Wirkens. Etwa die gleiche Zeit lebt Gallus mit seinen Gefährten in der
Einsiedelei. Wir sehen ihn für einen Tag unterwegs zu den Priestern in
Arbon, wir sehen ebenso die Priester unterwegs herauf zur Steinach;
kaum mehr als dreimal war Gallus für einige Tage abwesend, und einmal
können wir sogar zwei Wochen vermuten. Wir erleben an Gallus das
Wort seines Meisters Columban: „Laßt uns mit Euch in diesen Wäldern
im Frieden schweigen" 245. Columban wußte sich mit Königen zu einigen,
Columban mußte aber auch unter Königen leiden. Gallus war gegen
Herzöge und Könige äußerst zurückhaltend; Auszeichnungen und
Berufungen (nach Konstanz als Bischof, nach Luxeuil als Abt) schob er
von sich weg; was er an Geschenken erhielt, wanderte sofort und
ostentativ an die Stätten der Not. Hatten Columban (mehr) und Gallus
(weniger) Fürsten nötig zur Ermöglichung ihres Mönchslebens, so waren
sie für Pirmin entscheidende Helfer zu einem ihm über das Mönchsein
hinaus wichtigen Ziel, zum christlichen Leben in Freiheit. Pirmin wollte
eine - jeder Gefährdung gegenüber widerstandsfähige - Einheit schaffen;
Gallus lag es an nichts anderem als auf Gott hin zu leben. Die Weite der
Zielsetzung Pirmins forderte im Kloster wohl jeden Einzelnen, aber im
Ganzen sah sie über ihn hinweg. Damit hängt es wohl zusammen, daß wir
wenig wissen über Kontakte Pirmins mit dem einfachen Volk. Gallus
konnte sich den Menschen einprägen, er war stabil, und er und seine

245 Vgl. oben S. 36: Brief Columbans an die Bischöfe.

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