Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 97
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bestattet; erst über ihren Ruhestätten errichtete man bald Memorien
oder auch bedeutende Kirchen3. Der Gründungsbau in Schuttern enthält
jedoch im Nordwest-Winkel ein Steinplattengrab (Nr. 1), das seiner
Bauart nach jünger ist, als das außerhalb der Kirche an die Nordwest-
Ecke gebaute Plattengrab (Nr. 2). Letzteres ist stark trapezförmig nach
Osten verengt und gleicht in den Proportionen den burgundischen
Monolith-Sarkophagen, auch waren die Deckplatten aufgemörtelt.
Demgegenüber hatte das innere Grab eher Kastenform, war unvermör-
telt und weniger exakt gebaut4. Das Innere dieses Grabes war gestört, das
Skelett stark verworfen. Das Außengrab zeigte das Skelett eines sehr
großen Mannes ungestört. In Hüfthöhe fand sich eine schlichte Bronzenadel
, sonst fanden sich in beiden Gräbern keine Beigaben. (Abb. 1)

Das Grab des Gründers zu finden, war eins der Ziele der Grabung. Erst in
einer späteren Grabungsperiode wurde diese Frage wieder aktuell. Unter
der westlich des Gründungsbaues freigelegten Kreuzkirche zeigten sich
sehr frühe Bestattungen, die vom Fundament der Kreuzkirche respektiert
und übersprungen wurden. Es waren Gräber, die sich um eine ältere
Memoria gruppierten. Naturgemäß kam diese kleine Grabkirche erst
spät in das Blickfeld. So kam es, daß ein Grab im Ostflügel der
Kreuzkirche - jedoch dieser nicht zugehörig - in seiner Bedeutung
vorerst verkannt wurde. Nach sorgfältiger Ausräumung dieses Grabes
bis zur Sohle bei minus 306 fand sich merkwürdigerweise nicht die Spur
von einem Skelett. Erst als das Vorhandensein einer frühen Grabkapelle
durch die Aufdeckung ihres Westfundaments - nord- und südliche
Fundamentteile lagen bereits frei - sichere Gewißheit wurde, fiel neues
Licht auf das leere Grab. Die zeichnerische Fixierung der Situation
ergab, daß innerhalb des Raumes der Memoria nur das leere Grab
vorhanden war. Die Gebeine waren dem Grab entnommen; es lag eine
Translation vor. (Abb. 2 u. 3)

Mit dem Bilde eines Gründergrabes verbindet sich die Vorstellung eines
gebauten, monumentalen Grabes; ein schlichtes Erdgrab unter anderen
wird leicht verkannt. Unverkennbar ist aber die Besonderheit eines
Grabes, wenn es durch eine Kapelle überbaut wurde. Daß der Gründer
Offo aus seinem ursprünglichen Grab in das Reliquiengrab der ersten
karolingischen Kirche übertragen wurde, beweisen die späteren Fassungen
am gleichen Ort - im Mosaikgrab und im Offomausoleum. Woher er
übertragen wurde, blieb unbekannt. Das leere Grab in der frühen
Grabkapelle bietet die Lösung des Rätsels an.

3 Vortrag Frau Prof. Stein (Saarbrücken) „Bestattungen in Kirchen'" am 31. 5. 1977 in Trier. (Sitzung der
Arbeitsgemeinschaft ..Frühes Mittelalter".)

4 Die Lage der Gräber an der NW-Ecke entspricht der Lage jener Gräber, die als Adelsgräber in Fischingen am Bau I
gefunden waren. Karl List, Frühe Kirche in römischer Hoflage, in: Archäologisches Korrespondenzblatt, 1972
Heft 3, 225.

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