Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 104
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erhaltenen Pfosten ließ eine Datierung zu; um 1283 wurden die Bäume
gefällt (Hollstein) und damit die Angabe der Chronik vom Bau des
Lettners bestätigt.(Plan, Abb. 15)

Wenige Jahre später - um 1290 - errichtete Abt Börner ein Offo-
Mausoleum, wovon die Chronik berichtet, dessen Standort jedoch
ungewiß war. Die Reste dieser Kapelle wurden gefunden; das kleine
Heiligtum saß auf der Ostseite des Lettners, genau über den einstigen
Reliquiengräbern des Gründers, dessen Grab nun neu gefaßt wurde. Die
Kapelle enthielt den „Märtyrer-Altar" - die Chronik spricht von ihm21 -
und schloß auf der Ostseite mit einem Dreiachtelschluß-Chörlein.
Auch die Zerstörung des Offo-Mausoleums konnte durch die Grabung
nachgewiesen werden. Die Bürger der Städte Kenzingen und Endingen
hatten um 1303 einen Streit mit dem Kloster, wie wir aus der Chronik
wissen; sie überfielen es in der Absicht, sich der Reliquien des Gründers
Offo zu bemächtigen. Die Eindringlinge zerstörten das kleine Mausoleum
und gruben den Raum innerhalb der Kapelle bis hinunter zum ersten
Reliquiengrab aus: „...verum etiam mausoleum Offonis omni arte
excultum penitus destruxerunt...", heißt es in der Chronik22. Die
Grabplatte Offos aus der Zeit des Abtes Hermann Börner wurde im Jahre
1773 gefunden; sie ist seitdem verloren23.

Diese kurzgefaßte Zusammenstellung der Grabungsergebnisse läßt
erkennen, daß das Kloster Offonis-Cella unter den Klöstern der Ortenau
eine Sonderstellung einnimmt. Nach den ergrabenen Fakten ergibt sich
mit Gewißheit die vorpirminische Gründung des Klosters. Die Standortwahl
des Klosters zeigt, daß weder politische Absichten noch „Macht-
und Besitzinteressen der frühen Karolinger und ihrer Freunde"24 bei der
Gründung im Spiel waren. In der Riedlandschaft, abseits großer
Durchgangsstraßen, im noch wenig besiedelten Raum, auf verlassenen
römischen Kulturböden - welche zu jener Zeit wohl weitgehend von der
Wildnis zurückerobert waren - finden wir in römischen Ruinen die
Kirche des Gründers Offo25.

Erst in einer späteren Grabungsperiode wurde nordöstlich der Kirche ein
tiefliegendes, durch große Sandsteinblöcke ausgezeichnetes Fundament
freigelegt, das sich durch die hierbei gefundenen Münzen, Keramik und
Leistenziegel als römisch auswies. Ein zuvor in der Kirche gefundener
Fundamentwinkel konnte nun auch einer spätrömischen Bauperiode
zugeordnet werden, zumal eine beide Bauteile verbindende Mauer
wiederum von zwei römischen Münzen nebst Leistenziegelbruch auch

21 ..In novo opere Lapideo in ecclesia parochiali inter sepulchrum et altare ad martyres supra sepulturam Offonis. primi
autoris huius coenobii,...", Mone. QS III. 96 Nr. 45.

22 FDA. XIV, 1881. 160 Nr. 43.

23 J. B. Kolb. Hist.-topographisches Lexikon vom Großherzogtum Baden. III. 1816, 191.

24 R. Sprandel. Das Kloster St. Gallen, Freiburg 1958. 10.

25 K. List. Die Gründung des Klosters Schuttern. Prinz Offo und König Dagobert, in: Die Ortenau 57. 1977, 132.

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