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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 117
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kleine Kirchenbau (5,91 x 11,8 m), der Platz liegt zum größten Teil unter
der heutigen Kirche. Etwas entfernt von dem Kirchlein lag eine noch
kleinere Grabkapelle (ca. 3x3 m), ebenfalls unter der heutigen Kirche.
Ob diese Kapelle zur Aufnahme der Gebeine des Klosterstifters Offo
diente, kann allein aus dem Fundmaterial nicht beantwortet werden.
Sicher ist, daß im 8. Jahrhundert, also zur Zeit Pirmins, bereits eine
zweite, etwas größere Kirche mit einer kleinen Apsis bestand. Pirmins
Reformen führten zu einem Aufblühen; ein Neubau, dreimal so groß wie
sein Vorgänger, legt Zeugnis von dem gewachsenen Raumbedarf ab2. In
dem Kapitulare Ludwigs des Frommen von 817 über das Heeresaufgebot
von 14 Reichsklöstern steht Schuttern in der Spitzengruppe. Unter der
Überschrift „Ultra Rhenum" ist außer Schuttern nur noch Lorsch
genannt. Schwarzach folgt in der 2. Gruppe, während Gengenbach und
Ettenheimmünster ganz fehlen. Läßt dieser Eintrag auf Besitz und eine
gute wirtschaftliche Lage schließen, so belegt ein heute im Britischen
Museum in London verwahrtes, in Schuttern in den Jahren 820-830 geschriebenes
Evangelistar eine hochentwickelte Schreibschule. Weitere
schriftliche Belege gibt es aus dem letzten Drittel des 8. Jahrhunderts.
Wahrscheinlich auf Schuttern zu beziehen ist eine Nennung im Vertrag
zu Mersen (870), sicher eine Tauschurkunde zwischen dem Kloster
Lorsch und Abt Engelbert von Schuttern aus den Jahren 878/79. Die
Tauschgüter lagen im Breisgau.

Im 9. Jahrhundert begegnen wir den ersten sicher bezeugten Äbten
Beretrich, Erchanpert und dem schon erwähnten Engelbert. Auch über
die Zahl der Mönche ist eine Aussage möglich. Die Klöster und
Bischofskirchen des karolingischen Reiches pflegten das Totengedächtnis
sehr sorgfältig, und zwar nicht nur für die Toten des eigenen
Konvents. Die Klöster tauschten untereinander Totenlisten aus. Ein
entsprechendes Verzeichnis für Schuttern hat sich auf der Reichenau
erhalten. Unter Abt Beretrich sind 70 Mönche genannt, darunter der
Diakon Liutharius, der Schreiber des schon erwähnten Evangelistars.
Nach einer Lücke folgen hinter Abt Erchanpert 15 Namen. Die Namen
sind fast alle germanischen Ursprungs, in der Schreibung aber latinisiert
. Das ist schon deshalb von Bedeutung, da die Gründungskonvente
aus dem Westen kamen.

Das 10. Jahrhundert brachte einen Niedergang. Nicht einmal alle Äbte
sind bekannt, einige waren gleichzeitig Äbte in Schuttern und Gengenbach
. Vermutlich wurde die Klosterkirche 938 durch die Ungarn zerstört.
Bischof Erchenbald von Straßburg (965-91) nahm zu Beginn seiner
Amtszeit in Schuttern eine Weihe vor. Das verarmte Kloster erhielt 975
von Otto II. ein Immunitätsprivileg, das ihm das Recht der freien
Abtwahl sicherte. Die Immunität bedeutete auch eine Herauslösung aus

2 Karl List: Die frühe Geschichte des ehemaligen Reichsklosters Schuttern, Grabungsergebnisse 1975.

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