http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0193
latische Armen-Stiftung zu Sanct Landelin", die die Unterstützung der
Bedürftigen in den Orten der ehemaligen Klosterherrschaft zum Ziel
hatte, sollte wenigstens in diesem Raum die Erinnerung an das jahrhundertelange
Wirken der Ettenheimmünsterer Mönche wachhalten.136
Zur Geschichte des Landelinkultes
„Hat sich diser tagen begeben", so schreibt unter dem 21. 1. 1590 der
Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius 137 an Abt Laurentius
Gutjahr von Ettenheimmünster, „das der würdig wolgelert herr Magister
Joachim Rosalechius, professor poetices alhie 138, zuo mir kommen, und in
dem ich ihne von seinen nebenarbeiten gefragt, er mir bekennt und
angezeigt, habe bevelch von Ewer Gnaden, historiam S. Landelini, auß
aim alten scripto, in kurtze teutsche reymen für den ainfaltigen
andechtigen gemainen pilger zu verfassen. Doruff ich an ihne begert, soll
mir das alt latinisch scriptum zu lesen überschicken, welchs beschehen.
Als ich aber etlich bletter darin durchlesen, hab mit sonderm verwundern
und bedauren bey mir gedacht, unveranwurtlich sein, das bey ainer so
namhafften, uralten und hailsamen pilgerfahrt kain besserer, schöner
und loblicher bericht seines Ursprungs und furnemmen uffkomens solle
gefunden werden, dan in gemeltem alten scripto vergriffen." 139
Es ist aus den Akten nicht ersichtlich, ob Abt Laurentius auf das Angebot
des rührigen Lorichius, eine neue, dem Zeitgeschmack der gehobenen
Stände genügende Vita des Heiligen zu verfassen 14°, eingegangen ist.
Überliefert ist sie jedenfalls nicht. Interessant ist jedoch der Hinweis auf
die von Lorichius kritisch-abfällig beurteilte lateinische Landelinsvita,
die mit derjenigen identisch sein dürfte, die noch Prior Martin Stephani
seiner 1621 in Ettenheimmünster gedruckten ,Historia de vita et martyrio
S. Landelini' zugrundegelegt hat, die aber offenbar wenig später, wohl in
den Wirren des 30jährigen Krieges141, verloren gegangen ist. Sie war,
wenn man Stephani Glauben schenken darf, um 1200 entstanden, führte
136 Willi Hensle, Abt Arbogast Heißler und die prälatische Armen-Stiftung zu Sankt Landelin. GL 11/1968 69. 149-158
137 Vgl. zu ihm Heinrich Schreiber. Geschichte der Albert-Ludwig-Universität zu Freiburg im ßreisgau II, Freiburg 1859.
306 ff
138 Vgl. zu ihm Schreiber II, 189 ff
139 GLA 87/15.
140 „Hab also", fährt Lorichius in seinem Schreiben fort......nit wollen underlassen, Ewer Gnaden hiemit dienstlich zu
bitten, weyl ich sorg, obgemelter herr Rosalechius werdt seinem versprechen nit so bald statt thuon, die wollen
unbeschwärt sein, mir alle alten schrifften, so in dero gottshauß von dem h. Landelino gefunden mögen werden,
forderlich zuozuschicken, so wil vermittels göttlicher gnaden das alt scriptum uffs best immer möglich corrigieren
und ergäntzen, damit, so über kurtz oder lang jemanden ansehenlichs Stands die zulesen begert. Ewer Gnaden oder
dero nachkommen sich solche furzuzeigen nit dörfften beschämen..." Sollte Rosalechius übrigens sein Vorhaben
nicht ausgeführt haben, so wäre das nach dem Urteil von Schreiber (S. 192) nicht bedauerlich: „Seine deutschen Verse
sind ungenießbar."
141 Uber Archivalienverluste dieser Zeit vgl. Heizmann 108f„ 199.
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