Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 197
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0197
an die Abtswohnung stieß. Sie wurde nach der Zerstörung 1525 nicht
wieder aufgebaut. Die Funktion der Pfarrkirche übernahm seither die
Klosterkirche.156

Abt Hertenstein beabsichtigte den völligen Neubau von Kirche und
Klosteranlage, nach Plänen, die er sich in St. Gallen hatte fertigen
lassen.157 Ausgeführt wurde davon in den Jahren 1669-1683 nur die
Klosterkirche. Die einschiffige, querschifflose Hallenkirche mit doppelt
abgesetztem Chor im Osten und schlichter, von zwei Türmen flankierter
Westfassade trägt noch weitgehend gotische Züge: Die vertikale
Führung der hohen, schmalen Fenster, die Betonung der Vertikalen in
der Westfassade, die schlanken Turmhelme, das Verhältnis der Breite des
Baukörpers zu seiner Höhe und nicht zuletzt das steile Satteldach sind
Merkmale einer unverkennbar von den Stilprinzipien der Gotik geprägten
Bauauffassung. Offenbar hat sich der Neubau recht eng an den alten
Baubestand angelehnt. Überliefert ist jedenfalls, daß die Anlage der
Westtürme von der älteren Kirche übernommen wurde.158 In der
Konstruktionsweise und in der Ausführung der baulichen Einzelheiten
werden dagegen bereits Elemente zeitgenössischer Baugestaltung wirksam
- insgesamt also eine frühbarocke Architektur, in der sich gotisches
und barockes Stilempfinden harmonisch verbanden.159

Der Neubau der offenbar zum Teil bedrohlich baufälligen Klostergebäude
wurde erst 1718 in Angriff genommen. Mit der Bauleitung wurde der
Voralberger Peter Thumb betraut.160

Der Auftrag schloß die Modernisierung und Umgestaltung der Klosterkirche
mit ein. Die beiden Flankentürme wurden niedergelegt, das
fünfjochige Langhaus um ein gering ausladendes Querschiff sowie um
1V2 Joche für den nunmehr im Westen liegenden, flach abschließenden
Chor erweitert. Daran schloß sich der Turm an, der, als eigentliches
Zentrum des Gesamtkomplexes angelegt, dem Ganzen einen unverwechselbaren
Charakter verlieh.161

1734 waren die Arbeiten abgeschlossen. Die überlieferten Abbildungen162
zeigen eine stattliche Anlage mit zwei ungleichen, durch einen Mittel-

156 Wolfgang Müller, Die Ortenau als Chorturmlandschaft. Ein Beitrag zur Geschichte der älteren Dorfkirchen. Bühl
1965. 32. Vgl. Medard Barth, Urkundliches aus der aufgehobenen, ehemals zur Diözese StraQburg gehörenden
Benediktinerabtei Ettenheimmünster, Archives de l'Eglise d'Alsace NS 1/1946. 315-318; S. 317.

157 8. Abb.

158 Peter Marzolff, Ein Reliefbruchstück in Ettenheim. Ortenau 55/1975, 181-184; S. 184. Ob das im Wirtschaftsgebäude
des Ettenheimer Pfarrhofs eingemauerte Relief die mittelalterliche Abteikirche von Ettenheimmünster darstellt,
muß offen bleiben. Vgl. Robert Furtwängler, Von Ettenheimer Wappen, Brunnen und Bildnissen, in: GL 20/1978, 153-
169; S. 154 ff.

159 Adolf Hacker, Ettenheimmünster. Seine Baugeschichte. Würzburg 1938, 58ff.

160 Der Werkvertrag ist abgedruckt bei Hacker 109-113.

161 Hacker 74 ff. Hans-Martin Gabler, Der Vorarlberger Barockbaumeister Peter Thumb (1681 1766). Ein Beitrag zur
Geschichte der süddeutschen Barockarchitektur (Bodensee-Bibliothek 16), Sigmaringen 1972, 27.

162 s. Abb.

197


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0197