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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 260
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0260
meist halbrunde Priesterbank76 und, nicht nur bei den Klosterkirchen,
die große Taufpiscina. Es ist andererseits darauf hinzuweisen, daß die
Merkmale der einschiffigen Frühmittelalter-Klosterkirchen ebensogut
anderen Gattungen zu eigen sind: nachmaligen Pfarrkirchen, reinen
Eigen- (dabei auch Begräbnis-)kirchen, Memorial- (Wallfahrts-)kirchen,
auch einigen Bischofskirchen in Gründungsphase (Büraberg, Eichstätt);
dementsprechend sind den Annexen der Hauptbauten vielfältige, nicht
selten z. B. sepulkrale Funktionen zugedacht. Zwar läßt gerade der
Klosterbau erwarten, daß die ihm zugeordneten Funktionen in typischer
Weise zur Ausprägung kommen: ,den' ausschließlichen Typ der frühmittelalterlichen
Klosterkirche gibt es jedoch nicht, - es mag hier noch eine
Eigenart antiker Architektur nachwirken, daß (formale) Typen nicht
stets mit bestimmten Funktionen sich decken, daß sie also zwischen den
Gattungen wandern können. Mit diesem Vorbehalt sehen wir - wie schon
oben vermerkt - in Schwarzach I/Ia, dem geräumigen, unterteilten
Rechteckbau mit seitlichem (teilweise sepulkralem?) Annex, mit unsche-
matisch angefügtem claustrum, eine spezifisch frühkarolingische, in
einer architektonischen Kontinuität stehende und mit anderen verwandte
monastische Anlage77.

Nicht ganz einfach einzuordnen ist das ottonisch-,romanische' Schwar-
zacher Münster, zumal es keinem selbständigen Entwurf folgt, sondern
einem Kompromiß mit beibehaltenem älteren Bestand78. Indessen gibt es
auch in ottonischer Periode einschiffige Klosterkirchen mit Annexen
(oder auch weiter ausladenden Flügelbauten), mit abermals gesteigerten
Abmessungen79. Und als Spätlinge sind schließlich Hornbach St. Fabian

76 Eine einzige Ausnahme enthält vielleicht die Kirche des ersten Domklosters von Eichstätt: Sage, Ausgrabungen in
Deutschland (1975). II. 414 f.. doch reicht der Befund zu sicherer Rekonstruktion nicht aus.

77 Auffallend ist das Vorkommen großer einschiffiger Bauten karolingischer Periode gerade im alemannischen Raum.
Als wichtige Neuzugänge unter den Klosterkirchen nennen wir hier Eßlingen (1./2. Bau): Oswald Schaefer -
Sennhauser, 75 ff., ergänzend Fehring 1972. 10.11 f.; Maursmünster (2. Bau): Petry-Kern, CAAAH 20. 1977, 46ff.:
Reichenau Niederzell (1. Bau): Erdmann, Denkmalpfi. Baden-Württ. 1. 1972. H. 3, 8-18, und Rom. Quartalschr. 68.
1973. 91 ff.; Schuttern (2./3. Bau): Lisi in diesem Band. Wichtiger vergleichbarer Neuzugang Regensburg
Niedermünster (2. Bau): Schwarz, Führer archäol. Denkm. Bayern 1 (1971), 34 ff., und Ausgrabungen in Deutschland
(1975). II = Monogr. RGZM Mainz 12, 142 ff. Im allgemeinen ist unser Bild vom mittelalterlichen Kirchenbau stark
vom Basilikalbau bestimmt. So sei darauf aufmerksam gemacht, daß der (von der Spätantike herzuleitende)
Frühmittelalter-Typ der einschiffigen saalartigen Kirche mit Annex(-en) im Bereich der klösterlichen Architektur in
zwei Strömen weiterlebt: zum einen, mit archaistischer Tendenz, wenngleich vermischt und bereichert, in der
,frühromanischen" Architektur des westlichen Mittelmeerraumes einschließlich Burgunds, wovon in mancher
Hinsicht Sulzburg einen oberrheinischen Ableger darstellt, und im Anschluß hieran (trotz Einführung der Wölbung)
in der frühen Cisterzienserarchitektur und wiederum in der frühen südlichen Bettelordensarchitektur, zum anderen,
vereinfacht, in der Architektur der (hierarchisch sekundären) Frauenklöster, wofür im alemannischen Raum etwa
Konstanz Zofingen. Schwarzenthann bei Gebweiler. Wittichen als Beispiele stehen; ein bemerkenswerter Spätling
die (Männer-)Klosterkirche Oberried Mariengart (1687). Schließlich werden aber auch, schon ab dem Mittelalter,
mehrschiffige Kirchen durch Abbruch eines oder zweier Seitenschiffe wieder reduziert, so Lobenfeld, Seebach.
Sulzburg, Wagenhausen.

78 vgl. Eßlingen II: wie in Anm. 77.

79 Beispiele: Dortmund St. Reinoldi, Lutry, Rohr, Soest St. Patrokli, Vilich II/IIa, mit gesteigerten Abmessungen Köln
St. Pantaleon I/II: Oswald - Schaefer - Sennhauser, 63 f. 151 ff. 187. 285 f. 312 ff. 361 ff. Auch Hoch-Elten IV wohl als
einschiffiger Bau mit schmalen Annexen und östlichen Flügelbauten aufzufassen, entgegen der Annahme ebenda
122 ff., und ähnlich Maursmünster (3. Bau 1. Phase): Petry - Kern, a. O. (1977) 58 ff.

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