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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 379
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der geistlichen Kurfürsten am Rhein wie auch Kaiser Josephs II. von
Österreich, erließ er 1772 aus „landesfürstlicher Macht" eine Verordnung
gegen die Klöster seines Bistums.111 Darin untersagte er ihnen den
Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften, befahl ihnen, durch
Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen, bestimmte, daß jene zu
Abgaben verpflichteten Güter des Klosters zu Steuern herangezogen
werden und verbot den geistlichen Häusern, Erbschaften anzutreten. Die
Erfüllung der ersten 3 Punkte machten dem damaligen Abt Felix
Kemmerle (1766-1797)112 keine Sorgen, denn das Stift hatte sie schon
immer befolgt, aber der letzte, denn nach Meinung des Abtes war
Allerheiligen bei seinen beschränkten Einkünften auf das Geld aus
Erbschaften angewiesen. Er schlug darum dem Bischof vor, die Höhe
einer Erbschaft auf 2 000 fl zu beschränken, zumal höhere Summen bei der
Armut der Bevölkerung doch nicht vorkommen. Wenn der Bischof diese
Bestimmung nicht zurücknehme, sei nicht nur die wirtschaftliche
Existenz des Klosters bedroht, sondern auch die der bischöflichen
Untertanen, die im Stift beschäftigt sind. Doch der Kardinal ging nicht
auf die Bitte des Abtes ein und erklärte, die Verordnung diene dem
allgemeinen Wohl und sei auf den „Maximen der Vernunft" gegründetU3.
Der Ausgang des Streites ist unbekannt.

Besser war das Verhältnis Allerheiligens zu dem letzten der Rohan auf
dem Straßburger Bischofssitz, dem weltmännischen Louis-Rene de
Rohan-Guemenee. 1783 forderte sein Generalvikar Abt Felix auf, das
Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit er das
abgebrannte Zaberner Schloß bald wieder aufbauen könne114. Vermutlich
wurde der Wunsch nicht erfüllt. Als der Kardinal nach seiner Flucht
aus Frankreich sich in Ettenheim als Landesherr niedergelassen hatte,
versuchte er 1792, um seinen Finanzen aufzuhelfen, das Stift dem
bischöflichen Tafelgut einzuverleiben115, doch vergebens.

Inzwischen hatte man auch in Allerheiligen die Auswirkungen der
Französischen Revolution zu spüren bekommen. Viele Geistliche in
Frankreich und im Elsaß, die den Eid auf die Verfassung verweigerten,
verließen das Land und suchten in dem Kloster vorübergehend Unterkunft
. Unter ihnen waren auch die 12 Studenten des theologischen
Seminars von Straßburg, die von 1794-96 dort unter der Leitung des
Dogmatikers Bruno F. L. Liebermann, des späteren Generalvikars von
Straßburg, ihre Studien weiterführten.

Stark hatte das Kloster während der Koalitionskriege zu leiden. Die
vielen Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Er-

111 GLA 86/66 (Verordnung v. 20. 7. 1772).

112 GLA 84/64 (Schreiben v. 20. 7. 1772).

113 GLA 84/66 (Schreiben v. 17. 8. 1773).

114 GLA 84/67 (Schreiben v. 2. 6. 1783).

115 Aufzeichnungen des Konventualen Gottfried Schneider, hrsg. von K. Sachs, Ortenau 14/1927, 43.

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