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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 391
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der Frage der personellen Besetzung von Rippoldsau immer schon sehr
lebhaft. So wenn die Gräfin Elisabeth 1523 einen bestimmten Pater für
Rippoldsau wünscht, der Abt ihn aber als zu jung ablehnt29, oder in den
immer wieder vorkommenden Fällen, in denen berechtigte Vorwürfe
gegen den Prior vorgebracht werden, so daß der Abt ihn abberufen oder
verweisen muß30.

Der Kontakt zwischen der Grafenfamilie und dem Prior konnte aber auch
recht gut sein: daß er als Gevatter erbeten wurde für eine kleine Tochter
des Grafen Wolfgang (1501)31 oder den Auftrag empfing, eine in der
Grafenfamilie notwendig gewordene Beerdigung in Wolfach vorzunehmen
(1515)32. Ob die gelegentliche Selbstbetitelung des Priors als
„Kaplan" der Gräfin Elisabeth (1520)33 über die Bedeutung einer devoten
Formel hinausgeht, mag man sich fragen. Jedenfalls zeigt der Ausdruck,
daß für die Grafenfamilie und die nun aufgebaute Landesherrschaft das
Priorat Rippoldsau durchaus in den Interessebereich zählte. 1523 zeigte
sich dies auch sehr handgreiflich, als beim Tod des Priors die Gräfin
gegen den Zugriff des Abtes von St. Georgen ihre Ansprüche auf einem
hinterlassenen silbernen Becher vortrug und aussagte: der Abt habe den
Prior noch nie beerbt34.

Das Verhältnis des Rippoldsauer Priorats zu seinem Mutterkloster
St. Georgen war aber so eng, daß man Mühe hat, es von ihm überhaupt
abzusetzen. Der Prior wurde natürlich schlichtweg vom Abt ernannt.
Was nun meistens die Selbständigkeit des Priorates zu erhärten scheint,
war die eigene Rechnungsführung durch den Prior35: der Besitz galt auch
stets als solcher des Priorats Rippoldsau und nicht des Klosters
St. Georgen. Nun ist ja bei einem alten Kloster nichts Ungewöhnliches,
daß sogar einzelne Klosterämter, die sich am Sitz der Abtei befinden,
eigene Vermögen und eigene Rechnung haben.

Schadenersatzforderungen nach dem Schleglerkrieg Württembergs
gegen den Adel werden 1402 für Rippolsau in Höhe von 10 fl anerkannt35a.

Im vierten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts hat der Bruderkrieg Diebolds
gegen Heinrich von Geroldseck - damals war Schapbach noch in der
Hand der Geroldsecker und noch nicht fürstenbergisch - für das Kloster
Rippoldsau schweren Schaden gebracht: sein Kastvogt Heinrich von
Fürstenberg beziffert seine Höhe auf- 2 000 Gulden36. Viel größere
Bedrohungen sollten aber die Jahrzehnte der Reformation bringen:

29 Mitt. Fü A I n 163 und 163., S. 75; Schmid 19.

30 z.B. Schmid 20 (1524); Mitt Fü A II n446.,. S. 297(1590), n 1156 S. 865 (1610), n 1244 S. 922(1613), n 1300.iS. 953(1617).

31 FüUB IV n 321 S. 301.

32 Mitt Fü A I n 70 S. 34.

33 Ebd. n 118 S. 59.

34 Ebd. n 163 i S. 75.

35 Schmid 47 spricht von der peinlich genauen Buchführung der meisten Prioren.
35a GLA 46/268, 1402 VII 27.

36 FüUB III n 231 Anm. 2 S. 168.

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