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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 408
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dem göttlichen Dienst ongejrrt bliben" und „in gaistlicher Ordnung
desto baß bliben mögen"26.

Es zeigt sich in diesem Erlaß der religiöse Sinn des Landesherrn, der ein
Bruder des seligen Markgrafen Bernhard II. von Baden war. Dieser war
1458 im Städtchen Moncalieri in Piemont an der Pest gestorben, als er
sich auf einem Werbungsritt für den Kreuzzug Kaiser Friedrichs III.
gegen die Türken befand. Zu seinem Andenken wurde für Lichtenthai
noch im gleichen Jahrhundert eine Holzstatue geschaffen, damit auch er
auf diese Weise in der Kapelle seiner Ahnen anwesend sei. Es ist dies die
älteste plastische Darstellung des Seligen, der wohl ein im markgräflichen
Familienkreis bekanntes Vorbild zugrundelag27. Sie wurde im
19. Jahrhundert restauriert und steht heute seitlich im Chor der Fürstenkapelle
.

Äbtissin zu Lichtenthai wurde 1459 Frau Anna Strauler, die ebenfalls aus
Königsbrück nach Lichtenthai gekommen war. Unter ihrer Leitung
entwickelte sich ein kraftvolles klösterliches Leben im täglich ausgewogenen
Wechsel zwischen Gebet, Arbeit und geistlicher Lesung. In
der Lichtenthaler Schreibstube entstand damals gar manche Abschrift
erbaulicher Bücher, aus deren Thematik sich das geistliche Streben der
Lesenden erschließen läßt. Einige dieser Manuskripte befinden sich
heute noch im Kloster, der größere Teil steht jedoch in der Handschriftenabteilung
der Badischen Landesbibliothek.

Bauliche Maßnahmen unter Äbtissin Anna Strauler zeigen, daß sich
auch die Wirtschaftsverhältnisse der Abtei wieder gefestigt hatten. Nach
einer Urkunde28 des Jahres 1463 ließ sie an der Jakobuskirche in
Steinbach einen neuen Chor erbauen. Es ist dies der älteste Teil der
heutigen Steinbacher Kirche, eine Nachahmung des Ostchors zu
Lichtenthai in spätgotischer Abwandlung.

In Lichtenthai wurde die Abteikirche durch ein Langhaus verlängert, in
welches man eine Empore mit den Chorstallen der Klosterfrauen
einbaute. „Consecravimus chorum dominarum..." melden die Lichtenthaler
Annalen29 hierzu am 11. Juni 1470. Im Gegensatz zum Ostchor
erfuhr dieses Langhaus später Veränderungen. Sein Baukern entspricht
jedoch der Bauweise des späten 15. Jahrhunderts.

Markgraf Karl I. starb am 24. Februar 1475. Seinem Namen im Lichtenthaler
Totenbuch wurde die Bemerkung hinzugefügt ,,qui hoc monaste-
rium in reformatione stricte manutenuit et temporalia subsidia pie

26 Ebd. S. 24.

27 vgl. A. M. Renner, Markgraf Bernhard II. von Baden. Eine ikonographisehe Studie (Karlsruhe 1953) S. 18, Bild 5.

28 Uk. v. 1463 VII. 2; GLA 35/29.

29 Uk. v. 1470 VI. 11; Archiv Liehtenthal Nr. 39.

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