Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 415
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0415
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts schien sich die staatliche Aufsicht zu
lockern, und so wagte man es seit 1852 wieder, die eine oder andere
Tagzeit im Gregorianischen Choral zu singen. Als sich 1854 der aus
Wettingen/Schweiz vertriebene Cistercienserkonvent in der Mehrerau
bei Bregenz niederließ, nahm Lichtenthai unter der Hand wieder erste
Kontakte mit dem Orden auf.

Schon hoffte man auf einen allmählichen Wiederanschluß, da stellte
Bismarcks Kulturkampf abermals den Weiterbestand des Klosters in
Frage. Der Konvent von Lichtenthai gründete in dieser unsicheren
Situation das Filialkloster „Mariengarten" in St. Pauls-Eppan/Südtirol,
das sich inzwischen zu einer unabhängigen Abtei entwickelt hat.

Mit dem Wandel der geschichtlichen Verhältnisse nach dem Ersten
Weltkrieg fiel für Lichtenthai das „Regulativ", und die Wiederaufnahme
in den Cistercienserorden wurde vom Generalkapitel am 2. Oktober 1925
gewährt43. Die Abtei ist seither unabhängig vom badischen Fürstenhaus,
weiß sich ihm jedoch stets in dankbarer Treue verbunden. Die markgräfliche
Familie unterhält ihrerseits freundschaftliche Kontakte zu
Lichtenthai, wo noch heute regelmäßig das Totengedächtnis ihrer Ahnen
begangen wird.

Infolge der veränderten Daseinsverhältnisse in Mitteleuropa mußten die
noch bestehenden oder wieder errichteten Cistercienserklöster die alten
Ordensbräuche neu konzipieren. Sie schlössen sich zu diesem Zweck in
Kongregationen zusammen und erarbeiteten eine entsprechende gemeinsame
Lebensordnung. Lichtenthai gehört seither zur Mehrerauer
Kongregation, deren neue Statuten den schulischen Einsatz mit dem
kontemplativen Ordensideal in Einklang brachten. Es geschah dies auf
der Grundlage der Regel des heiligen Benedikt, nach der die Jugendbildung
seit je zu den wesensgemäßen Aufgaben der Klöster gehört.
Hinzu kam für Lichtenthai bald auch das sakrale Kunsthandwerk, für
dessen verschiedene Zweige man eigene Werkstätten einrichtete.

Jahre abermaliger schwerster Belastung und Gefährdung brachten das
Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg. Schon bald hernach traten jedoch
wieder junge Menschen in das Kloster ein, um nach den altbewährten
monastischen Grundsätzen ein zeitnahes Ordensleben zu führen. Ein Teil
der Cistercienserinnen arbeitet weiterhin in der Mädchenschule Lich-
tenthal, die heute eine öffentliche Grund- und Hauptschule mit etwa
400 Schülerinnen ist.

Im Zuge des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs in der Bundesrepublik
wurden auch die Gebäude der Abtei Lichtenthai renoviert.

43 lt. Urkunde der Wiederangliederung v. 1925 X. 26.

415


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0415