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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 457
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Stiffterin des Gotteshauses Wittichen erbauen haben solle, widrumb
unter Dach bringen sollen ..." (Disch: Chronik der Stadt Wolfach, 1920)
In dieser Chronik wird auch erwähnt, daß lt. Fürstbg. Urkundenbuch V
Nr. 408 die Clausen zu Oberwolfach 1329 noch genannt wird, also auch
nach Auszug Luitgards und Gründung Wittichens.

In diesem Beginenklösterlein hatte Luitgard nun ihre Visionen, die sie
vor eine solche schwierige Aufgabe stellten, daß sie daran zweifeln
mochte bis sie am St. Othmarstag (16. Nov.) auf ganz erschütternde Weise
in einer Vision ob ihrem Zweifel Tadel empfing, daß sie davon niemand
sagte, allzeit fürchtend, die Offenbarung wäre nicht echt, bis sie dann am
Katharinentag (25. Nov.) auf echt mystische Weise Gewißheit ihrer
Sendung bekam.

Da mußte sie hören nach längeren tief symbolischen Reden:... „ich will,
daß du nun an dem Ort das Haus anfangest, von dem ich dir schon lange
gesagt habe. Du sollst das Haus in meinem Namen anfangen, und darin
will ich selber Hauswirt sein. Du sollst nichts anderes sein dann eine
Dienerin des Hauses."

Jetzt legte sie alle Scheu ab und wollte nimmer länger schweigen und
sagte vor jedermann, sie wolle in dieser Wildnis ein Haus bauen im
Namen Gottes. Daß da jedermann sagte, sie wäre nicht bei Sinnen, ist
begreiflich. Eine Frau in dieser Wildnis! Und ohne jede Barschaft! Immer
neue Zweifel bei diesen Gedanken! Und wieder die mystische Schau und
Stimme! Wie die vielen Leute kommen würden um aus der Rinne sich zu
laben, die jener Sprecher, an das Bächlein legte, die Durstigen zu laben.
„Also sollst du eine Rinne („Kähner" heißt es im alten Wort Bertholds
von Bombach) sein für das Haus, und Gott soll darzu reizen, daß sie zu
dem Haus kommen!" Als sie meinte, ob sie die Leute in das Haus
aufnehmen solle oder der Sprechende, hört sie die Stimme: „Ich will die
Leute dazu antreiben, und du hast nichts damit zu tun. Denn die
Menschen, die da kommen, werden von innen dazu bewegt!"

Und in allen verwirrenden Schauungen verließ sie ihre Klause, um sich
im Kloster Günterstal bei Freiburg bei einem Kaplan Rat zu holen. Auch
dort hatte sie während einer Messe, um die sie für ihr Anliegen bat, eine
Schauung. Christus sah sie, eine Hand vom Kreuz lösend und ihr die
Stätte für ihr Kloster zeigend.

Sie konnte nimmer widerstehen. Aber was erlebte sie überall, wohin sie
mit der Bitte um Geldhilfe kam! Wie fuhr sie der Herzog von Teck an, als
sie zu ihm auf die Burg Schiltach kam, jener Herr, für dessen Kind sie ja
„Gotte" war: „der Teufel sei in ihr!" Und wie fuhr sie der Vogt auf der
Schenkenburg an: „Welcher Teufel hat die hergetragen!... Soll man an
die glauben!?" Und doch blieb sie und redete mit ihm. Und dann hatte sie

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