Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 458
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0458
als ganzes Besitztum zwei Brote! Davon gab sie dann eines einem Lahmen
und ging mit ihrer Gefährtin mit dem andern Brot drei Tage in den Wald,
als sie nichts mehr hatten, aßen sie Heidelbeeren, gingen weiter dann, um
zu schauen, wo die Stätte sei, die ihr für ihr Kloster offenbart worden.

Welche Schwierigkeiten, welche Mühen, Enttäuschungen, Zweifel und
dann die Bauarbeiten ohne Geld!

Was spricht aus den Aufzeichnungen Bertholds ein Heroismus dieser
Frau und ihrer Gefährtinnen!

Er schreibt: Als das Haus aufgerichtet war, ging die eine zur Kirche, die
andre saß bei den Latten auf dem Haus. Als das bekannt wurde, kam die
liebe Mutter (so nannten ihre ,, geistlichen Töchter" ihre Meisterin
Luitgard) und wollte schauen, was sie treiben. Sie fragte sie, ob sie nicht
fest gebaut hätten.

Sie schrien und weinten und sagten: „Wir können es um alle Welt nicht
leiden, daß wir zu all unseren Arbeiten noch fürchten müssen, daß uns die
wilden Tiere zerreißen. Es ist besser, du läßt uns in die weite Welt gehen.
Wir können Gott anderswo genauso dienen wie hier!" Luitgard tröstete
sie mit großer Güte. Sie belehrte sie, wie sie Gott bitten sollen, ihnen die
Gnade zu geben zum Leiden oder zum Bleiben, oder daß er ihnen einen
andern Ort zuweise, der ihnen lieber wäre.

Gerade dieser Bericht dürfte ein ganz besonderer Hinweis auf die größten
Schwierigkeiten sein, das Bleiben in dieser entsetzlichen Wildnis. Und
doch ging keine weg!

Und sie selbst, während all dem Bauen, bei dem die Schwestern halfen,
Holz trugen und aufrichten halfen, sie ging ins Land, um zu betteln für ihr
Werk und für die Ihrigen. Und dann kams, daß ein großer Zustrom zum
Klösterlein in der Wildnis kam, viele Leute wollten ihre Töchter ihr
anvertrauen.

Dann war es soweit, daß ein Haus fertig war und daß sie einziehen
konnten. In einer Prozession zogen sie von der Klause in Oberwolfach in
die Wildnis zu Wittichen und fanden nichts in ihrem Haus, als Dach und
bloße Wände, und sie hatten, so schreibt Berthold von Bombach, in
keiner Hand etwas, womit man hätte leben können und sollen, so klein
und wenig es auch war. Und welche Armut in dieser Wildnis! Wenn sie
nachts schlafen gingen, breiteten sie Stroh aus und legten sich darauf
und mußten übereinander hinwegschreiten.

So begann also Wittichen!

Und damit viel wundersame Dinge, daheim in der Wildnis und draußen
auf den Bettelfahrten Luitgards, ob in Klöstern bei den „Gottesfreunden"

458


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0458