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Pfarrei Ebersteinburg ganz, zuletzt sogar als investierter Pfarrer. Der
Antrag, am Kloster selbst eine Pfarrei für Scheuern links der Oos zu
errichten, wurde vom Bischof von Straßburg aber abgelehnt (1770).
Die Kapuziner hatten sich als Kirche für diese Pfarrei jene Kapelle neben
ihrer Klosterkirche gedacht, die 1712 zu Ehren des eben damals heiliggesprochenen
Felix von Cantalice, des „Bruders Deogratias", eines
immer frohen schlichten Kapuzinerbruders (f 1587), Freund des heiligen
Philipp Neri in Rom und des heiligen Karl Borromäus, von der regierenden
Markgräfin Sibylla, der Witwe des Türkenlouis, errichtet
worden. Daß die Kapuziner die Heiligsprechung des Märtyrers Fidelis
von Sigmaringen (f 1622), ihres gefeierten Mitbruders, 1746 mit großer
Feierlichkeit begingen, wird mehrfach vermerkt.
Der badische Erbvertrag von 1765, der den Übergang der baden-
badischen Lande nach Aussterben der dortigen Markgrafen in der
Manneslinie an Baden-Durlach vorbereitete, hatte für das Badener
Kapuzinerkloster zwölf Patres und vier Brüder als Höchstnorm festgelegt
. Überschreitungen wurden beanstandet. Eine Liste von 1788 führt
16 Patres und vier Brüder namentlich auf; die zwei Patres für Ebersteinburg
sind nicht zu zählen.8 Im Augenblick, in dem alle Klöster durch die
Säkularisation in ihrer Existenz bedroht und viele schon aufgelöst
waren, dachte man ihrer starken Verflechtung mit der Seelsorge wegen,
in der sie unermüdlich Aushilfe geleistet hatten, 1805 die Kapuziner, bei
denen wahrhaftig für den Staat nicht viel zu holen war, in einer eigenen
badischen Custodie zusammenzufassen, dem die Häuser in Bruchsal,
Mannheim, Waghäusel, Baden-Baden, Offenburg und Oberkirch angehören
sollten. Doch schließlich hat man sich zu dieser Ausnahme nicht
verstehen können, so daß auch das klösterliche Leben für die Badener
Kapuziner das zugedachte Ende fand. Es traf acht Patres und drei Brüder.
Am 18. II. 1807 war die Schlüsselübergabe mit genauer Besichtigung aller
Räume. Auf diese berief sich der letzte Guardian,9 als später Zerstörungen
und Ausräumungen zum Vorwurf gemacht wurden, die offenbar
danach in dem zunächst herrenlosen Gebäuden erfolgten.10
Die in der Kirche bestatteten Gebeine von 32 Kapuzinern wurden exhumiert
und im Friedhof der Stadt beigesetzt.11 Die Kirche hatte auch zur
Beisetzung der Herzen jener fürstlichen Patronen gedient, die diesem
Kloster besonders zugetan waren: des Markgrafen Leopold Wilhelm und
seiner Gemahn Maria Franziska sowie des Sohnes beider, des Markgrafen
Ferdinand (f 1680). Bei der Ausräumung der Kirche gelangte der
8 GLA 195/1645.
9 Die Liste aller Guardiane Ortenau 27/1940, 188-190
10 GLA 195/1546.
11 Ebd. (1807 V 27).
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