Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 536
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zur Festsetzung eines Jesuiten. Das gute Verhältnis zur Markgräfin
kühlte sich 1723 merklich ab, als sie mehrere Patres aus Rastatt entließ,
weil „sie allzu dringlich die Hofkirche haben wollten", die in jenem Jahr
eingeweiht wurde. Ein Badener Jesuit, der 1723 nach Mexiko ging,
machte dem Kolleg eine Schenkung, aus der die Neugestaltung der
ganzen Vorderseite des Kollegs bestritten werden konnte. Schwierigkeiten
bekam das Kolleg mit den Bischöfen von Straßburg und Speyer, die
von den Seelsorgern zunächst ein Examen verlangten, bevor sie
zugelassen wurden. Bezüglich Speyer war dies zu vertreten; betreffs
Ottersweier und seiner Filialen stellten sich die Jesuiten hartnäckig
gegen eine bischöfliche Approbation, da sie zumindest bei den Filialen als
Pfarr-Rektoren selbst die Pfarrer zu approbieren hatten. Mit den
Kapuzinern lag man seit 1725 mehrmals wegen einer Prozession am Feste
Kreuzerhöhung um 9 Uhr in Streit, die die Kapuziner bei ihrem Amt in
der Stiftskirche störte. 1726 bereiteten die Jesuiten die Erstkommunikanten
an der Stifts- und Pfarrkirche vor. Im Jahre 1727 feierte man am
Schutzengelfest die Heiligsprechung6 des Aloisius und Stanislaus. Eine
Woche lang dauerte das kirchliche Fest, an dem viele Gläubige
beichteten, kommunizierten und an Prozessionen teilnahmen. Im gleichen
Jahr waren der Markgraf und ein hochgestellter englischer Gast so
sehr vom Schultheater begeistert, daß die Ferien um acht Tage verlängert
wurden. An den Gebäuden wurden größere und kleinere Reparaturen
vorgenommen. Besondere Sorgfalt galt den Kellern und den Getreidevorratshallen
, die es vor allem gegen Wasserschäden und Diebstahl
abzusichern galt. Diese Maßnahmen erstreckten sich sowohl auf
Gebäude in der Stadt, als auch ganz besonders auf die Vielzahl derer in
den vielen Dörfern der Umgebung, woher die Jesuiten die Zehntabgaben
bezogen. Am Karfreitag 1728 führte man auf dem Marktplatz das
Passionsspiel „Der gute Hirte mit Anwendung auf Christus" auf. Neben
den Gebäuden achteten die Jesuiten auch auf ihr eigenes Äußeres. Ihre
Kleider waren 1729 „in armseliger Verfassung", so daß ein Schneider
bemüht werden mußte. Ein Jahr später gab es wieder wegen eines
Schülers Ärger. Der Amtmann bezichtigte diesen eines Verbrechens und
verhaftete ihn. Der Rektor dagegen war von dessen Unschuld überzeugt
und bekam ihn frei. Die Entlassung eines Jesuiten brachte 1731 den
ganzen Schulbetrieb durcheinander. Die Schüler hatten sich anscheinend
„solidarisch" erklärt und wanderten scharenweise ab. Zu allem
Überfluß gab es in der Kirche eine Messerstecherei, so daß diese entweiht
war und umgehend vom Speyrer Weihbischof neu konsekriert werden
mußte. Um die Predigten an Sonn- und Feiertagen in der Stiftskirche gab
es verschiedentlich Auseinandersetzungen zwischen Jesuiten und Kapu-

6 Hier ist das erste Jahresfest der beiden Heiligen Aloysius von Conzaga und Stanislaus Kosta gemeint. Beide wurden
als Angehörige des Jesuitenordens im Jahre 1726 von Benedikt XIII. heiliggesprochen (vgl. LThK 9. 1017).

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