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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 558
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Klosterpfarrhauses in den östlichsten Teil des Klostergeländes (1868). -
Für die Piiorin M.Adelheid Wagner und den gleichzeitigen Klosterpfarrer
Dr. Carl Nörber (1874-1891)40 brachte die Zeit schwerste
Entscheidungen: das Simultanschulgesetz von 1868 bot den Gemeinden
an, die konfessionellen Schulen durch „Mischschulen" abzulösen. Bei
einer Abstimmung in Baden-Baden stimmten 85% der Väter für die
Beibehaltung der Klosterschule. Das Gesetz von 1876, mitten im
Kulturkampf erlassen, führte aber im ganzen Land die Simultanschule
zwangsmäßig ein, wenn auch in der Form der „christlichen Simultanschule
", d.h. unter Beibehaltung des nach Bekenntnissen getrennten
Religionsunterrichtes unter der Verantwortung der jeweiligen Kirche
und unter Berücksichtigung des Konfessionsstandes in der Ausschreibung
der Lehrerstellen. Das Kloster mußte sich darüber klarwerden, ob
sie unter den neuen Bedingungen der „Mischschule", d. h. unter Verzicht
darauf, die katholische Glaubenshaltung zur Grundlage von Unterricht
und Erziehung zu machen, die Mädchenvolksschule beibehalten wolle.
Von seiten des großherzoglichen Hauses wurde ihnen bedeutet, daß
davon das Weiterbestehen des Klosters abhänge. Die negative Entscheidung
der Klöster in Freiburg und in Rastatt führte zur Auflösung. Auch
die Badener Tochtergründung in Bruchsal sagte nein: 15 Lehrfrauen und
2 Schwestern kehrten so nach Baden-Baden zurück. Hier wagte man das
Ja. Freilich wurden ausfallende Klosterfrauen von der Stadt nur noch
durch weltliche Lehrkräfte ersetzt, so daß die letzte Klosterfrau von
Heiligen Grab in der Simultanschule noch bis 1904 lehrte; in diesem Jahr
hörte auch diese altershalber auf.

Das Kloster hat aber inzwischen den Unterricht durch den Ausbau der
Mädchenrealschule im Bereich der weiterführenden Schulen für Interne
und Externe zu einer beachtlichen Blüte gebracht. Eine Frauenarbeitsschule
wurde angegliedert, schließlich sogar eine Selecta zur unmittelbaren
Vorbereitung auf das Lehrerinnenexamen. Was ganz merkwürdig
ist: seit 1895 haben sie auch Mädchen für das erste Jahr der Volksschule
aufgenommen, also so unter der Hand - unbeanstandet - eine katholische
private Volksschule betrieben41.Dies war offenbar nur deswegen möglich
, weil das vom Hof begünstigte „Viktoriapensionat" auch Sechsjährige
aufnahm. Der Nachfolger Dr. Carl Nörbers, der sich vor allem
auch um die Geschichtsschreibung des Klosters sehr verdient gemacht
hat42, war sein Vetter Thomas Nörber,43 ein vor allem an der Exerzititen-
bewegung interessierter Priester,44 der 1898 als Klosterpfarrer von

40 1845-1924: FDA 54/1926, 40.

41 1905 hatten sie insgesamt 260 Schüler in 10 Klassen; insgesamt 54 Interne (Kiosterchronik 1670-1934).

42 Vgl. Anm. 4.

43 Gustav Stezenbach, Erzbischof Thomas Nörber. Freiburg 1920; FDA 49/1921. 58-fil.

44 Vgl. unter S. 586.

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