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längst anderen Aufgaben verpflichtet, die Ordenskonstitutionen - für das
einzige noch in Deutschland bestehende Heiligen Grabkloster Baden-
Baden - ins Deutsche übersetzt. In jeder Hinsicht stand nun der Badener
Konvent unter den Bestimmungen des kanonischen Rechtes, die aber in
der Fassung des neuen Codex Iuris Canonici von 1917 für ein Kloster
dieser Rechtsstruktur keine Priorinwahl auf Lebenszeit kennt, sondern
nach 3 Jahren eine neue Wahl vorschreibt. Frau Priorin M. Aloysia
Körber ist aber bis zuletzt immer wieder gewählt worden. 1937 wurden der
Rechtslage entsprechend Konstitutionen formuliert, die am 14. IV d. J.
die römische Approbation erhielten; dem deutschen Text wurde am 18. X
die Bestätigung durch das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg erteilt.
Wenn auch die Ausbildung für die Lehrerinnenprüfung infolge der
höheren Ausbildungsansprüche aufgegeben werden mußte, so hat das
Schulwesen des Klosters doch eine reiche Fächerung erreicht: 1928
umfaßte sie Grundschule (1936 aufgehoben), Mädchenrealschule,
Frauenschule, ein- und zweijährige Handelsschule, Frauenarbeitsschule
und Haushaltungsschule.52
Die Zeit des Nationalsozialismus mußte eine Klostergemeinschaft, die
eine katholische Schule führt, besonders hart bedrängen. Denn eine
Erziehung der Jugend in anderem als streng kontrolierbaren nationalsozialistischem
Geist sollte vor allem verhindert werden. So wurden
zuerst alle Beamten gezwungen, ihre Kinder aus der Klosterschule zu
nehmen, dann die Parteimitglieder; 1939 wurde die Handelsschule
geschlossen, schließlich auf 1. April 1940 wie alle Klosterschulen auch die
von Baden- Baden. Zuletzt waren es noch 50 Schülerinnen, 18 Interne. Die
Gebäude standen leer und die Klosterfrauen mußten sehen, was sie tun
könnten. Zunächst boten sie nach entsprechenden Umbauten Zimmer zur
Dauermiete oder Ferienaufenthalt an. Sie selbst übernahmen Mithilfe im
Religionsunterricht, Organistendienst, Kurse, Vorträge, Pfarrseel-
sorge.53 1935 schon bot das große Kloster ihres Ordens in Turnhout
(Belgien) die Übernahme eines Gästehauses der Heiligen Landstichtung
bei Nymwegen in Holland an, einen Platz, auf dem weiträumig Erinnerungsstätten
an das Heilige Land aufgebaut waren, wo es galt für
Pilgerzüge, für Exerzitanten und Kursteilnehmer zu sorgen. Einige der
Badener Frauen entschlossen sich, auf das Angebot einzugehen. In
Baden-Baden selbst hat man die Kirche wieder auf ihre alte barocke Form
zurückgebracht, Altäre entsprechend von Rudolf Siegel-Bühl errichten
lassen. Das Hochaltarbild wurde von Otto Grohl, München, einem
Fugelschüler 54, gestaltet: im Auferstandenen wird der Grundgedanke des
52 Ebd.
53 Annalen 1935-1944, 77.
54 Das Münster 25 / 1972. 61.
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