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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 576
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angestiegen war, weiterführen dürfe. Ein befürwortendes Gesuch ging
mit dem ausführlichen Hinweis auf das über 50jährige segensreiche
Wirken der Frauen, von 252 Offenburger Bürgern unterschrieben, an die
Regierung. Wenn die Zustimmung des Ministeriums zur Weiterführung
des Instituts nicht erteilt werde, sei die Verlegung des Klosters ins
Ausland zu befürchten. Ein Kompromiß wurde endlich gefunden, der am
24. IX 1888 die Zustimmung des Gemeinderats gewann. Aufgrund dessen
hatte sich das Kloster seinerseits zu einer mäßigen Kostenbeteiligung für
die städtische Volksschule verpflichtet, dafür, daß es nun unbestritten
seine ganze Kraft auf die weiterführende Schule und das Internat
konzentrieren konnte. Das Ministerium war jetzt auch bereit, die Zahl
der genehmigten Lehrfrauen auf 20 zu erhöhen.

Die Schule hat einen sehr großen Wert auf Erlernung der französischen
Sprache gelegt; bis zu einem Drittel der Unterrichtszeit wurde allein für
sie angesetzt. Ziel war, sie als Umgangssprache im Institut verwenden zu
können. Seit 1885 wurde - mit Unterbrechung - die seminaristische
Ausbildung zu Lehrerin möglich (bis 1926). Um 1900 paßte man den
Lehrplan dem der staatlichen höheren Schulen an, so daß man den Status
einer sechsklassigen Mädchenrealschule erreicht hat. Über das innere
Leben der Sechziger Jahre im Institut geben die Aufzeichnung der
Dichterin Hermine Villinger9 (geb. 1849) als „Pensionärin" ein anschauliches
Bild.

Die Bedeutung der Schule wuchs: 1911 wurde ein Schulneubau bezogen.
Die Zahl der Externen nahm zu, unter denen auch viele Fahrschülerinnen
aus der näheren und weiteren Umgebung waren. Bis 1918 war die
Zahl der Schülerinnen auf 338 gestiegen, unter denen 116 dem Internat
angehörten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde eine Frauenarbeitsschule
und eine Höhere Handelsschule angegliedert, die auch jeweils zur
mittleren Reife führten. Die Inflation spielte dem Haus sehr mit.
Namentlich wurde der Unterhalt des Internats fast unmöglich. Das
Kloster mußte seinen Beitrag zu den Volksschulausgaben der Stadt
stunden lassen. Die Stadt verzichtete schließlich 1928 darauf.

Seit 1878 besitzt das Kloster in Fessenbach ein Anwesen, das zur
Erholung und für Tage der Stille taugt, den „Liebfrauenhof', ein
schlichter Bau mit einer geräumigen Kapelle. Die Klosterkirche, die
noch viel von ihrem barocken Gepräge der Franziskanerzeit hat, wurde
in den Sechziger Jahren restauriert und am 15. VIII 1965 wieder für den
Gottesdienst geöffnet.

Wie für alle Klosterschulen brachte die Zeit des Nationalsozialismus in
Deutschland auch für die Schule der Offenburger Klosterfrauen schwere

9 Aus der Jugendzeit. Stuttgart 1904.

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