Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 596
(PDF, 129 MB)
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als sie gar im Krieg 1870-1871 für die Lazarette nötig wurden, waren
schon 26 für solche Tätigkeit bereit. Sie trugen keine volle Schwesterntracht
, aber sie hatten auf dem Trettenhof einen geistigen Mittelpunkt
mit eigener Kapelle. Pfarrer Berger ist zwar 1871 auf die nahe Pfarrei
Prinzbach gewechselt, aber sie waren seiner Mitarbeit sicher.

1876 versuchten sie - inzwischen sind es 59 Schwestern geworden - eine
staatliche Genehmigung zu erreichen. Doch unter dem 23. Februar
erfolgte eine negative Antwort: eine solche „ordensähnliche" Gemeinschaft
kann nicht geduldet werden. Als Auflösungstermin wird der
31. März gesetzt. Ein rechtlicher Einspruch wird wiederum abgelehnt:
letzter Termin 31. Juli. Die Schwestern verkrümeln sich auf ihre
11 Stationen und benehmen sich möglichst nicht „ordensähnlich". Wir
sind ja mitten im Kulturkampf, in dem der Staat glaubte, „liberale"
Vorstellungen der Kirche aufzwingen zu können. 27 von den Schwestern
suchen einen anderen Weg: sie wandern nach den Vereinigten Staaten
aus - von ihnen wird noch zu sprechen sein.

Es ist interessant, daß Großherzog Friedrich bei seinem Minister Jolly,
der persönlich Bericht erstattete, zurückfrug, wie nun nach der
Auflösung für die Krankenpflege in den von den Schwestern betreuten
Dörfern gesorgt werde. Die Antwort vertröstet mit dem Hinweis, die
meisten Schwestern wollten an Ort und Stelle weitermachen. Die
Bezirksämter wurden angewiesen, dafür zu sorgen, daß keine Lücken
entstehen.4 Wie sehr diese gewaltsame Unterdrückung der wirklichen
Situation und den tatsächlichen Notwendigkeiten widersprach, zeigt
sich nirgends so deutlich wie an dem stillen Weg dieser Schwesternschaft
: 1888 waren es 210 Schwestern auf 72 Stationen geworden mit
65 Kandidatinnen! Ihr verschwiegener Mittelpunkt war das Spital in
Gengenbach, wo sie Krankenpflege übernommen hatten. Dort gelang
ihnen auch auf privater Basis Erwerb von Gebäuden und Grundstücken
unmittelbar dem Bahnhof gegenüber. Endlich erlangten sie 1892 die
Zustimmung des Staates zur Konstituierung als Gemeinschaft, der 1894
Korporationsrecht verliehen wurde. Eine kirchliche Approbation war
schon 1891 ausgesprochen worden: in diesem Augenblick hatte sie
304 Schwestern auf 110 Stationen. Der Bau des Mutterhauses wurde von
vornherein großzügig angelegt. Die ersten Anregungen gab dazu noch
Pfarrer Berger von Prinzbach her. In der Folge wurde aber die
Verantwortung dem Stadtpfarrer Theodor Burger5 in Gengenbach
übertragen. 1904 wurde ein Superior bestellt: Paul Weckesser,6 der bis

4 GLA 60/738

5 FDA 44/1916.2; Pfarrer Burger war 1888-1910 in Gengenbach. Er hat die große Restaurierung der alten Klosterkirche,
der heutigen Pfarrkirche. Anfang unseres Jahrhunderts durchgeführt.

6 FDA 64/1936. 19-20.

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