Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 609
(PDF, 129 MB)
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Aufruhr. Sie suchte aber auch nie die Gunst der Mächtigen und
Hochgeborenen. Sie wollte keine neue Ordnung für die menschliche
Gesellschaft. Sie ließ sich aber auch nicht täuschen im Blick auf den
Eigennutz und die Unbarmherzigkeit der Reichen und Besitzenden. Sie
setzte sich ein Leben lang mit Eifer für die Rechte derer ein, die auf Hilfe
angewiesen waren und Fürsorge nötig hatten, und konnte dabei auch
recht unerbittlich sein. Sie kannte die Menschen und ihre Art. So ließ sie
sich bis ins hohe Alter zwar immer wieder leicht begeistern, aber kaum je
betören oder verführen. Sie war von einer kühnen Sorglosigkeit, zugleich
aber von aufmerksamer Treue für die ihr Anbefohlenen, und alles, was sie
tat, das tat sie in dem Namen des Herrn Jesu, auf seine Weisung hin und
zu seiner Ehre, im Verein mit seinen Freunden und zur Erbauung seiner
Kirche, unter seinem Schutz und mit seiner Vollmacht, als seine
Dienerin.

III.

Einer ihrer Freunde, Ernst Fink, war in Leutesheim bei Kehl Pfarrer
geworden. Er machte sich viele Gedanken über die Kinder in seiner
Gemeinde, um die sich in den damaligen Verhältnissen niemand recht
kümmerte, und die oft genug ohne jede zielgerichtete Erziehung
aufwuchsen. Seine Frau war durch den Pfarrhaushalt und die Sorge um
eigene kleine Kinder nicht in der Lage, die vereinzelten Ansätze zur
Förderung und Betreuung der Dorfkinder weiterzuführen. So fragte
Pfarrer Fink bei Frau Jolberg, von der er wußte, daß sie für sich und ihre
halbwüchsigen Töchter Mathilde und Emma eine lohnende Aufgabe
suchte, an, ob sie nach Leutesheim kommen wollte, um dort mit den
Dorfkindern pädagogisch zu arbeiten. Sie ließ sich bald von dieser Idee
begeistern, löste ihren Hausstand in Bad Cannstatt, wo sie damals lebte,
auf und reiste mit der Kutsche in Begleitung ihrer Töchter und einer
Pflegetochter am 28. Juli 1840 nach Leutesheim. Zunächst im Pfarrhaus,
dann in einem kleinen Häuschen, das für sie gemietet und hergerichtet
wurde, nahm sie die Arbeit auf, indem sie die Kinder von der Straße weg
um sich versammelte, ihnen Geschichten erzählte und Lieder vorsang,
ihnen das Stricken und andere Handarbeiten beibrachte und sie auf
mancherlei Schönes und Wissenswertes zwischen Himmel und Erde
aufmerksam machte. Nach anfänglichem Mißtrauen ließen die Eltern
ihre Kinder gern zu ihr kommen, und bald war das Häuschen zu klein
geworden. Nach reiflicher Überlegung, anhaltendem Gebet und mancher
Beratung mit guten Freunden entschloß sie sich, bei einem gläubigen
Mann aus Ichenheim ein größeres Darlehen aufzunehmen, um ein

4 1806-1863; Bad. Bibliographie VI nr. 33427: Lit.

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