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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 113
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Aber wie sollte sich der „48er Demokrat" in dieser Lage parteimäßig
orientieren? Die Arbeiterbewegung war jetzt schon in drei Parteien
gespalten, was ihm die größten Kümmernisse bereitete. Die Demokratische
Partei war - das erkannte er bald - nur die umbenannte und leicht
reformierte Nationalliberale Partei. Die Reformierung zielte darauf ab,
der neuen, im Grunde großbürgerlichen Partei stärker als früher
kleinbürgerliche Kräfte als Hilfstruppen zuzuführen. Sicherlich war
Wilhelm Engelberg durch einen solchen Mann wie Walter Rathenau
beeindruckt; aber seine Schriften sagten ihm wenig, sie waren ihm zu
verstiegen. Und wenn der spätere Reichsfinanzminister Dietrich gelegentlich
in Haslach anklopfte, um den Zeitungsredakteur und Kommunalpolitiker
als Helfer für die Demokratische Partei anzuspornen, dann
wurde ein solcher Besuch fast als physische Qual empfunden. Für diese
„Brüder" wollte er sich nicht zu Tode schinden und die „Schwarzwälder
Volksstimme" bis zum finanziellen Bankrott weiterführen. So strich er
ehrenvoll die journalistischen Segel.

Kulturell tätig

Jetzt konzentrierte er sich stärker auf seine kulturelle Aktivität, die von
Heimat- und Gemeinsinn getragen war. Engelberg war Flötist im kleinen
Orchester des Städtchens, Regisseur von Fastnachtsspielen, Bühnenbearbeiter
von zwei Hansjakob-Erzählungen, vor allem aber maßgeblicher
Mitbegründer und langjähriger Leiter des Haslacher Heimatmuseums
.

Erfahren im Laienspiel, machte er sich daran, Hansjakob-Erzählungen
für die Bühne zu bearbeiten. „Der Vogt auf Mühlstein" behandelte, wie er
in seiner Einführung schrieb, „das einst so drückende Kapitel der
ländlichen Vermögensunterschiede im Schwarzwald, welche als ungeschriebene
Gesetze, besonders bei Heiraten, manchmal zu verhängnisvollem
Ausgang führten." Mitgearbeitet an dieser Bühnenbearbeitung hat
auch Adolf Geck in Offenburg und zwar durch Beiträge aus seiner
Dichtung „Ein Tag im Schwarzwald". Die zweite Bühnenbearbeitung
„Der Leutnant von Hasle" behandelt einen Stoff aus dem Dreißigjährigen
Krieg. „Rohe Soldatengewaltherrschaft und sittliche Höhe einzelner
Volksteile bilden die Konstraste in diesem Stück", das aus Anlaß der
Gedenkveranstaltungen zu Ehren von Grimmelshausen im Jahre 1926
zweimal im Stadttheater zu Offenburg aufgeführt wurde. Wilhelm
Engelberg bildete sich nicht ein, hohe Literatur geschaffen zu haben,
aber er glaubte mit Recht, dem Spielbedürfnis von Laien dienen zu
können und zugleich im Sinne sozialer Gerechtigkeit und der Überwindung
kriegerischer Gewalt zu wirken.

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