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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 44
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man auch schon bei der sogenannten Straßburger „Diplomatenschule" angelangt
, die im XVIII. Jahrhundert im Zusammenhang mit den Illuminaten genannt
wurde.

Im XVIII. Jahrhundert war nämlich der Ruf der Universität Straßburg zum
großen Teil einem Geschichtsprofessor zu verdanken, der zwar eigentlich zur
Philosophischen Fakultät gehörte, der aber so eng mit den Juristen zusammenarbeitete
, daß er hier nicht unerwähnt bleiben darf: Johann Daniel
Schoepflin (1694—1771). Schoepflin gründete um 1752 eine „Europäische
Staatsschule", auch „Institutum historico-politicum" genannt, wo historische
, politische und juristische Fächer gelehrt wurden, und aus der in der Regionalgeschichtsschreibung
so bekannte Forscher wie Christian Friedrich
Pfeffel, Andreas Lamey, Jean Michel Lorentz, Jeremias Jacob Oberlin, Philippe
Andre Grandidier und Christian Wilhelm Koch hervorgingen. Von Ihnen
sagte Voltaire: „Ces gens-lä savent l'histoire comme les Francais les
chansons", also „Diese Leute kennen die Geschichte so gut wie wir Franzosen
unsere Lieder". Statt aller erwähnen wir nur den Schüler und Freund
Schoepflins, Christoph Wilhelm Koch (1737—1813), der 1773 in die Juristische
Fakultät aufgenommen wurde und dort 1782 eine ordentliche Professur
erhielt9. Die Rolle Kochs am Ende des „Ancien Regime" ist deshalb höchst interessant
, weil dieser im internationalen Recht und in der großen europäischen
Geschichte spezialisierte Lehrer in Verbindung mit seinen Kollegen von vor
der Revolution, insbesondere Jean Frederic Herrmann (1743—1820), dem
späteren Dekan der juristischen Fakultät und Maire von Straßburg, sowohl
die spezifische regional-historische als auch die verwaltungstechnische Tradition
der Rechtsfakultät über die Französische Revolution hinaus ins XIX.
Jahrhundert hinüberrettete. Diese Entwicklung erfolgte in engster Verbindung
mit Göttingen dem Zentrum der sogenannten „Historischen Schule" im
Europa des XVIII. Jahrhundert. Koch, der u. a. auch Mitglied der „Mannheimer
Akademie" und der „Lateinischen Sozietät" der Markgrafschaft Baden
war, hatte zwar für sich selbst 1779 einen Ruf nach Göttingen abgelehnt, sorgte
aber für einen regen studentischen Austausch mit der dortigen juristischen
Fakultät. Durch die Vermittlung Kochs und der Göttinger „Historischen

8 Eine eingehende Studie über Goethes Doktordissertation und seine „Positiones Jurae" fehlt noch; ebenso
steht ein größeres Werk über das Elsaß im XVIII. Jahrhundert immer noch aus. . . Höchst interessante Beiträge
bei Jürgen VOSS, a.a.O. Siehe auch Marcel THOMANN, Kapitel „Lumieres ou Aufklärung?" in
Band 3 der Histoire de Strasbourg, 1981. Das Zitat über Goethe ist wiedergegeben bei STOCKMANNBAUMGARTNER
, Goethe — sein Leben u. seine Werke, 2. Aufl. 1911, S. 58—60 u. 100 ff.

9 Das beispielhafte Buch von Jürgen VOSS über Schoepflin bringt viel Neues, auch über KOCH, GRANDIDIER
usw.

Folgende mit Baden in Beziehung stehende Persönlichkeiten verdanken Schoepflin ihre Anstellung: Johann
Friedrich Boehm (1740) — Professor in Karlsruhe; Joh. Rudolf Valtravers (1747) — Diplomatischer Vertreter
des badischen Hofes in London; Dominikus Ring (1726—1809) — Badischer Hofrat und Prinzenerzieher
(1759); Johann Friedrich Herbster — Archivar im markgräflichen Archiv in Basel. — Das Zitat von Voltaire
stammt aus einem Brief vom 9. 10. 1753.

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