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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 57
(PDF, 65 MB)
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punkt gewonnen, der räumlich ausreichend war und an dem auch ein zahlreicher
Klerus für Gottesdienst und Seelsorge zur Verfügung stand. Diese Verhältnisse
haben durch die Reformation und der damit gegebenen Auflösung
des Stiftes räumlich keine Änderung erfahren.

Die zweite Stadtgründung, die von einer neu erbauten Burg ausging und im
Pfarrbezirk eines benachbarten Dorfes lag, ohne zunächst Pfarrcharakter zu
erlangen, war Lichtenau14 im Bereich der 2 km entfernten Pfarrei Scherzheim
. Auch hier hat das Städtchen es zunächst nur zu einer Kapelle gebracht,
die vielleicht mit der der Burg identisch ist.15 Eine Änderung brachte hier die
Reformation: durch sie wurde der Pfarrer von Scherzheim in die Stadt transferiert
. Aber noch bestattete man die Toten nach wie vor draußen an der nun
zur Filialkirche gewordenen alten Matrix Scherzheim. Diese hat aber 1746
doch wieder den früheren Stand einer Pfarrkirche erhalten16 und so ihre alte
Selbständigkeit wieder erlangt. In Lichtenau hat übrigens der Kirchenbau be-
zeichneterweise nur noch in Randlage, an der Südmauer des Städtchens, Platz
gefunden.

In einer großen Reihe von Fällen ist an den Städten der Ortenau an der Lage
der Pfarrkirche die ursprüngliche Situation des Anfangs klar zu erkennen: die
Kirche liegt im Bereich des Dorfes außerhalb der Mauern der neugegründeten
Stadt, die eine klar umrissene eigene Position eingenommen hat, aber keine
Veranlassung sah, neben der unweit von den Mauern stehenden Dorfkirche eine
eigene Kirche zu bauen. Dieses Verhältnis von Pfarrkirche und Stadt ist ein
sehr häufiges und bei kleineren Städten sehr naheliegend. Aber selbst bei größeren
Städten bilden sie die Ausgangslage, die zumindest unter jahrhundertelanger
Beibehaltung der Wahrung der Pfarrechte der alten Dorfkirche vor den
Mauern die überkommene Situation unverändert ließen. Als Beispiele seien
genannt: Kenzingen, Waldkirch, Villingen, Rottweil, Reutlingen, Ulm, Pforzheim
, Heidelberg, Weinheim oder Adelsheim.

In dieser Art höchst instruktiv ist für jeden, der die Situation der Kirchen in
Gengenbach überlegt, deren räumliche Verhältnisse (St. Martin, durch sein
Patrozinium schon auf hohes Alter verwiesen, heute noch vom Friedhof umgeben
) kennzeichnet die Lage des alten Dorfes Gengenbach. Die Pfarrei hat
eine beachtliche Ausdehnung und mehrere sehr alte Filialkapellen. Sie war der
Großpfarrei Offenburg unmittelbar benachbart. Das Dorf mit Kirche war
meines Erachtens schon vor dem Kloster besiedelt, das in 600 m Entfernung
von der Kirche im 8. Jahrhundert gegründet wurde.17 Die Aufgliederung der
Bevölkerung nach drei Dinghofzugehörigkeiten hielt sich bis in die Neuzeit.18

14 Vom Rhein zum Schwarzwald. Der Kreis Kehl. Bühl 1960 S. 158—163; Die Ortenau 31/1951, S. 123—140;
42/1962, S. 207—213; Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Kehl,Offenburg 1964, S. 55—57

15 Zu der geringen Entwicklungskraft des Städtchens, vgl. Die Ortenau 42/1962, S. 213

16 Kreis Kehl. 1964, S. 80, wo aber die Jahreszahl wegen Satzfehler falsch angegeben ist

17 Die Ortenau 58/1978, S. 215—242

18 Kreis Offenburg (Anm. 2) S. 47

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