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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 66
(PDF, 65 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0068
Sehr verschiedene Ansichten hat es schon über die früheste kirchliche Situation
in Oberkirch46 gegeben. Südlich der Stadt liegt jenseits der Rench im heutigen
Friedhof die alte Kirche Oberdorf, so daß die Annahme sich aufdrängt,
daß man es hier mit der ehemaligen Dorfkirche zu tun hat, die zunächst für
die Stadt als Pfarrkirche zuständig war. Genau besehen, scheint aber das Ganze
wesentlich vielgestaltiger zu sein. Fest steht, daß 1225 die Kirche von Oberkirch
aus einer Abhängigkeit von der Matrix Nußbach, die heute das Seba-
stianspatrozinium, früher anscheinend das des Heiligen Martin gehabt hat,47
entlassen wurde, ähnlich wie die Kirche von Oppenau. „Oberkirch" = die
obere Kirche hat diesen Ortsnamen im Bezug auf die Mutterkirche Nußbach.
Der vorstädtische Siedelplatz liegt nach dem archäologischen Befund und dem
Gewannamen „Altenstadt" nördlich des späteren Stadtbereichs auf die
Schauenburg zu,48 so daß von hier aus die Möglichkeit, als sei die Stadtgründung
vom Oberdorf aus gegangen, verwehrt ist. Schon 1235 ist die Rede vom
„alten Friedhof" von Oberkirch;49 dies sieht aus, als ob im Zusammenhang
mit der Stadtgründung eine Friedhofsverlegung vorgenommen worden sei,
was auch den Bau einer Kirche an neuem Platz anzeigen würde. Unabhängig
davon hat sich die alte Kapelle von Oberdorf, das seinen Namen aus seinem
Bezug zu Oberkirch begründet — nicht zu Nußbach! — im 14. Jahrhundert
zum Sitz einer Pfarrei entwickelt, unter anderen Herrschaftsverhältnissen stehend
wie das dem Bischof von Straßburg zugehörende Oberkirch. Die Position
der Kirche von Oberkirch in der Stadt ist inmitten der nördlichen Stadthälfte
. Sie war vom Friedhof umgeben. Dessen Verlegung in den von Oberndorf
, das vor 1624 nach Oberkirch eingemeindet war, wird erst Anfang des 19.
Jahrhunderts faßbar.50

Eine klare Situation, in ihrer Art aber einzig in der Ortenau, hat die Stadtkirche
in Steinbach5' bei Bühl. Sie ist Mittelpunkt einer Großpfarrei und liegt erhöht
inmitten des Städtchens, das südlich vom Steinbach begrenzt ist. Der an
sich nicht große ummauerte Raum, ,das Städtle', tangiert die in langer Zeile
entlang dem Bach gebaute bäuerliche Siedlung, das „Ober-" und das „Unterdorf
", deren Bewohner nicht unter städtischem Recht standen, sondern als
Leibeigene galten. Auch sie gehörten natürlich zur Pfarrei, für die solche
Rechtsunterschiede ohne Bedeutung waren. Die Kirche war wie üblich vom
Friedhof umgeben; er wurde 1550 aus der Stadt hinaus verlegt.52 Es läßt sich
gut verstehen, wieso der Raum um die Kirche für die Erbauung einer Stadt zur
Verfügung stand, die Kirche lag ursprünglich außerhalb des Dorfes auf einem

46 Festschrift zum 600jährigen Jubiläum der Stadtgemeinde Oberkirch. Oberkirch 1926; H. M. Pillin, Oberkirch
I, Oberkirch 1975; Börsig (Anm. 24); D. Kauß, in: Die Ortenau 53/1973, S. 245—246

47 Angrenzet ,,uf St. Martins Aichen" GLA 67/7, 708; s. a. 67/22, 309 von 1636 V. 17

48 Börsig (Anm. 24) S. 189

49 Ebd. 191; ZGO 39/1885, S. 107

50 Pillin (Anm. 46) S. 175

51 K. Reinfried, Die Pfarrei Steinbach. FDA 41/1913, S. 82—133

52 Ebd. 103.

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