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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 89
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Klosterschüler in St. Georgen/Villingen wurde. Abt war dort Michael Gaisser,
der hochverehrte Onkel, der freilich schon im folgenden Jahr starb. Der
Nachfolger Martin Stark sandte den talentierten Georg im Mai 1609 zu Studien
an die Jesuitenakademie nach Dillingen. 1614 studierte der junge Theologe
weiter in Ingolstadt, 1615 an der Universität Freiburg. In Villingen schloß
Gaisser sein Studium ab, 1619 wurde er zum Priester geweiht. Er bekam seinen
ersten geistlichen Auftrag als Beichtvater der Nonnen von Amtenhausen,
die auch zum Klosterbereich von St. Georgen gehörten. Doch scheint er den
sittlichen Anforderungen seines Amtes als Beichtvater nicht gewachsen gewesen
zu sein. Er verführte die adlige Nonne Amalie von Rothenstein, die bald
danach ein Kind von ihm erwartete.4 Diese Geschichte hing Georg Gaisser
noch lange an. 1626/27 lebte G.Gaisser als Prior von St. Nikolaus in Rippolds-
au. Diese Zeit soll uns später ausführlich beschäftigen. Am 15. November
1627 wurde er, jetzt 32 Jahre alt, zum Abt von St. Georgen gewählt, als Nachfolger
von Melchior Haug (1615—1627), der ebenfalls zuvor Prior in Rippolds-
au gewesen war. Gaisser blieb Abt bis zu seinem Tode, 28 Jahre lang, der
„tatkräftigste der Äbte St. Georgens" (Ruhrmann). In diesem Amt war er
nicht nur aufmerksamer Chronist; er war vor allem tätig für sein Kloster, dessen
Restitution er erleben durfte (1630), dessen vollständige Zerstörung (1633)
über ihn hereinbrach; 1637 kam die Brandkatastrophe im neuen Villinger Kloster
und 1648 die endgültige Aufgabe des alten Anspruchs durch die Bestimmungen
des Westfälischen Friedens.

So viel durchzuhalten war ihm bei seiner stets kränkelnden Natur nicht leicht.
Georg Gaisser war zeitlebens schwächlich und anfällig, aus recht verschiedenen
Ursachen. Durchaus auffällig ist sein großer Weinbedarf: Er ließ gar oft
,,guot win kommen" vom Kaiserstuhl und aus dem Elsaß und dies gewiß nicht
nur, um seinen Gästen etwas anbieten zu können (was ihm freilich auch ein
Anliegen war!). Gar häufig machte er sich selbst Vorwürfe wegen dieser spezifischen
Maßlosigkeit und des „allzu reichlichen Trinkgenusses"
(„potus/haustus conducibili largiores").

Was bei G.Gaisser sympathisch stimmt, das ist einmal seine Abneigung, sich
von Titeln und Würden einspinnen zu lassen, zum andern seine Freimütigkeit
in der Darstellung der öffentlichen Szene, aber auch sehr intimer Bereiche seines
eigenen Lebens. Sicher war er kein strahlender Optimist. So schrieb er z.B.
zu seinem Geburtstag 1637: „Legte heute mein 42. Lebensjahr zurück, das zugleich
wegen der eintreffenden sechsfachen Siebenzahl kritisch ist" — und am
16.9.1638: „...Bisher hatte ich kein schönes Leben, möge es künftig schöner
werden, wozu Gott mir seine Gnade gebe!" Und am 11. November desselben
Jahres — er war gerade 10 Jahre Abt — schrieb er: „Ich hatte nunmehr des
handels genuog!" Vor allem schmerzte ihn die Unzuverlässigkeit von Freun-

4 Ruhrmann, J., Das Benediktinerkloster St. Georgen auf dem Schwarzwald im Zeitalter von Reformation
und Gegenreformation. Diss. Freiburg 1962. S. 229/230.

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