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sich gut messen und behielten als lebensnotwendige Nahrungsmittel ihren
Wert. Der Sester Frucht muß geradezu die Rolle eines Grundmaßes gespielt
haben. Neben den Körnerfrüchten, als da sind: Weizen, Roggen (Korn), Gerste
, Hafer werden auch sonstige Erzeugnisse des landwirtschaftlichen Betriebs
genannt. Besonders war Federvieh jeder Art gefordert. Als Beispiel sei das Erträgnis
des Fronhofs zu Friesenheim (Jahrgang 1698) angeführt. Es setzte sich
zusammen aus:
Weizen — 28 Viertel (etwa 30 Zentner)
Korn — 28 Viertel
Gerst — 28 Viertel
Kecht8 — (?) Viertel
Kappen (Kapaunen) — 4 Stück
Gäns — 4 Stück
Hühner — 4 Stück
Eier — 200 Stück
Es mag ein schönes Geschnatter und Gegacker gewesen sein, wenn die Lehens-
maier sich um Martini mit ihrem Zinsgeflügel einstellten, und aus den klösterlichen
Suppentöpfen und Bratpfannen mag es in diesen Tagen fein geduftet
haben. Nun, die Braten, in die sich die Hühner und Gänse verwandelten, sind
längst verzehrt. Martinstag und Martinsgans sind noch schwache Erinnerungen
an jene Zeiten.
Im übrigen ist die Entwicklung weitergeschritten. Schon sind mehrere Geschlechter
vergangen, denen die Ausdrücke Lehen, Gült, Enger, Zinshuhn
nichts mehr bedeuteten. Zu beklagen ist das nicht, denn wenn der Bauer, der
in einigermaßen geordneten Verhältnissen lebt, heute über seine Äcker schreitet
, dann hat er wenig Grund, seinen Vorgänger von Anno dazumal zu beneiden
.
8 Die Bedeutung des Wortes ist unklar.
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