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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 152
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lieh ab, weil er größte Schwierigkeiten mit Heitersheim auf sich zukommen
sah und um den guten Ruf seines Hauses besorgt war. Hervorzuheben ist, daß
Placidus schon damals auf lange Sicht mit der Säkularisation seines Stifts
durch Baden rechnete und zudem Karl Friedrich als neuen Eigentümer
wünschte3. Nachweislich gehörte er zu den Geistlichen, die in jenen Tagen der
Auflösung der Klöster keinerlei ernsthaften Widerstand mehr entgegensetzten.
Es ist überdies nicht ausgeschlossen, daß er eine solche geradezu herbeiwünschte
. So ist uns eine kritische Bemerkung seines Amtsbruders Ignaz
Speckle von St. Peter überliefert, der ihn und den Abt von St. Märgen der
Tatenlosigkeit und des Desinteresses am Fortbestand ihrer Kommunitäten bezichtigte
. Nach einer Tagebucheintragung Speckies vom 15. April 1803 muß es
deshalb sogar zu einem schweren Zusammenstoß zwischen Placidus und dem
Fürstabt von St. Blasien in einer Ausschußsitzung der breisgauischen Landstände
gekommen sein: ,, . . . Herr Prälat von Schuttern erscheint nicht
mehr, seitdem der Herr Fürst von St. Blasien hier war ... In der Folge verbarg
er die Sehnsucht nach der Säcularisation der Klöster nicht sehr und ward
ungehalten, so oft man seinen Affectionen, daß die Klöster hin seyen, nicht
glauben wollte"4. Auch hinsichtlich des Verzichts auf die Ausübung der Abtsgewalt
, den Bacheberle Ende Dezember 1804 „freiwillig" leistete, mochte seine
diesbezügliche Gesinnung eine Rolle gespielt haben5.
Doch zurück zu seinem Vorgehen in Sachen Heiligenzell. Sein Anerbieten
blieb nicht geheim, sondern rief die Johanniter auf den Plan, die ihn vor Veräußerungen
warnten. Am 15. November 1802 sandten sie eine Kommission
nach Schuttern, bestehend aus dem Komtur Freiherrn von Freiberg und einem
Aktuar, die die förmliche Besitznahme durchzuführen hatten6. Sie schlugen
ein entsprechendes Patent am Klostertor an, versiegelten das Archiv und die
Bibliothek und ließen den Prälaten und die Kommunität geloben, nichts zu
veräußern und auch sonst nichts gegen das Interesse des Ritterordens zu unternehmen
. Bacheberle, der genau wußte, daß diese Maßnahmen keine 24 Stunden
Rechtskraft behalten würden — aber gleichwohl in aller Eile noch vor
dem Eintreffen Freibergs österreichische Staatspapiere im Wert von 24 000 fl.
zu Bargeld gemacht hatte —, protestierte förmlich mit Hinweis auf die Habsburger
Landeshoheit und bewirtete anschließend den Kommissar und dessen
Gehilfen Joseph Faller7 mit größter Zuvorkommenheit. Kaum waren die bei-

3 Aktenstücke 229/40 905.

4 Das Tagebuch von Ignaz Speckle, Abt von St. Peter im Schwarzwald, bearb. v. U. Engelmann, Bd. 2, Stuttgart
1966, S. 15 ff.

5 Dieser Vorgang, der für die Beurteilung Bacheberles von Bedeutung ist, bleibt weitgehend im Dunkeln. Weder
die Akten noch Speckies Tagebuch geben Aufschluß über die Hintergründe seines Schritts. Letzteres
enthält nur unterm 1. Januar 1805 (Bd. 2, S. 81) die Mitteilung, daß der Abt von St. Peter vom Rücktritt seines
Amtsbruders gehört habe. Hierzu ist anzumerken, daß das Diarium ausgerechnet an dieser Stelle vom
Herausgeber gekürzt wiedergegeben wurde, was wieder einmal die Fragwürdigkeit solcher willkürlichen Raffungen
verdeutlicht.

6 Das folgende nach Aktenstücken GLA 104/136.

7 In seiner zu Unrecht völlig in Vergessenheit geratenen Autobiographie ,,Schicksale und Erfahrungen des
Großherzoglich Badischen Kreisrathes Faller zu Freiburg, Freiburg 1841" schildert dieser u.a. die Besitznahme
von Schuttern 1802. Über den aus dem vorderösterreichischen in den badischen Staatsdienst getretenen
Rechnungsrat wird demnächst eine kleine Abhandlung erscheinen.

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