Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 256
(PDF, 65 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0258
Bereinigen wir nun die Statistik um die Anzahl der „Kriegsunterstützungen",
so stellen wir fest, daß die eigentliche Anzahl der Unterstützten, während des
ganzen Krieges eine niedere war. Allerdings stieg diese Zahl leicht gegen Ende
des Krieges (etwa ab 1916), die geringfügige Erhöhung läßt dabei aber keine
Schlüsse zu.

Eine Konsequenz ergibt sich aus den gemachten Beobachtungen: die Scheinkrise
, bedingt durch die hohe Zahl der Kriegsunterstützten, entpuppt sich für
Dinglingen als Phase eines kriegsbedingten wirtschaftlichen Aufschwunges. In
einer nach Kriegsausbruch einsetzenden kurzen Übergangsphase, „die durch
erhebliche Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung auch im Auftragsund
Produktionswesen gekennzeichnet war, erhielten jedoch die meisten Industriezweige
auch in Baden mehr oder weniger starke Impulse durch einen
Schub von Heeresaufträgen. Für die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel
, besonders Tabak und Zigarren, läßt sich feststellen, daß sie gegenüber einer
eher stockenden Entwicklung der Vorkriegszeit einen belebenden Impuls
durch Heeresaufträge erhielten. Ähnliches trifft für die metallverarbeitenden
und Maschinenindustrien etwa ab Oktober zu sowie große Teile der Textil-
und Lederindustrie56."

Da in Dinglingen und in der Umgebung eine Anzahl der obengenannten Industriezweige
ansässig waren, so wird verständlich, warum die bereinigte Armenquote
ab 1914 als Zeichen der durch den Krieg begünstigten Konjunktur
zu werten ist.

An Hand der Erwerbsstruktur 1914 und ihrer Entwicklung bis 1918 läßt sich
feststellen, daß die überwiegende Zahl der ins Feld ziehenden Personen aus
der Arbeiterschaft stammt, deren Anteil an der Erwerbsstruktur um ein Drittel
gemindert wird. Der Anteil der Bauern an der Erwerbsbevölkerung blieb
jedoch nahezu unverändert. Ihr Einkommen sank im Laufe des Krieges durch
Rückgang des Viehbestandes, Verschlechterung der Anbaubedingungen und
schwierigere Bodenbearbeitung57. Die Einkommensstruktur ergab einen Überhang
der mittleren und kleinen Einkommen, Bodenwert und landwirtschaftliches
Betriebsvermögen sanken ebenfalls.58 Eine Unterstützungsbedürftigkeit
auf dem landwirtschaftlichen Sektor entstand allerdings nicht. So hatte Dinglingen
, von der Unterstütztenzahl und der Wirtschaftskonjunktur aus gesehen
, den Weltkrieg in eher günstiger Weise überstanden.

56 Badische Geschichte, a. a. O. S. 132

57 ebd. S. 172

58 StA Lahr, Bestand Dinglingen, Steuerkataster

256


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0258