Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 48
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0050
Wilhelm Gottlob Hausenstein wurde am 17. Juni 1882 in Hornberg geboren.
Sein Vater Wilhelm war großherzoglich badischer Finanzbeamter, seine Mutter
Klara die Tochter des Bärenwirts Gottlob Baumann. Im „Buch einer Kindheit
"6 und in seinem autobiographischen Roman „Lux Perpetua"7 setzte
Hausenstein diesem, einem alten Demokraten, einem Revolutionär von 1848,
der wegen seines Eintretens für eine badische Republik beinahe in einem
Hochverratsprozeß verurteilt worden wäre, ein Denkmal. Was der Enkel über
den Großvater schrieb, gehört zum Liebenswürdigsten aus Hausensteins
Feder. Seine Charakteristik voll Warmherzigkeit widmete er seiner Großmutter
Josephine im Kapitel „Brezeln aus Niederwasser"8.

In Hornberg verbrachte der kleine Wilhelm nach kurzem Schulbesuch in Mosbach
nur wenige Jahre seiner Kindheit bis zum frühen Tod seines Vaters, den
er ebenfalls monumental, wenn auch wie mit einem Schleier verhüllt gezeichnet
hat.9 Die vierte Person, die den Jungen beeindruckte, war ein schottischer
Adliger aus der Familie Douglas-Hamilton, der Ehemann einer Tante, von
den Hornbergern „Himmelanton" genannt und so als einer der Ihren angesehen
. Über diesen geheimnisvollen Mann hat Hausenstein ein eigenes
Büchlein10 geschrieben und es anläßlich seines 75. Geburtstages seiner Vaterstadt
gewidmet. Auffallend blasse Züge trägt in Lux Perpetua die Mutter, obwohl
er ihr doch für die Sorge während seiner Gymnasialjahre in Karlsruhe
dankbar sein mußte und obwohl er sie so lange behalten durfte (gest. 1937),
daß sich in Tutzing, seinem späteren Wohnort, heute noch ältere Menschen an
die Besuche bei ihrem Sohn erinnern können. Soll man nach einer Erklärung
dafür suchen? Dann wird man vermuten dürfen, Hausensteins Verhältnis zu
seiner Mutter sei so selbstverständlich gut gewesen, daß er es nicht besonders
in den Vordergrund habe rücken wollen. Auch mag er die Wahrheit der Dichterin
Annette von Droste-Hülshoff erfahren haben:
„Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen".11

Evangelische Religiosität und Republikanertum, Liberalität, Familiensinn,
Liebe zur heimatlichen Welt, die „Ausgewogenheit des. . . bürgerlichen Daseins
um 1880"12 kennzeichnen die Atmosphäre in Hausensteins Hornberger
Jahren.

Die Mutter nahm ihren Sohn 1891 mit sich nach Karlsruhe, weil Wilhelm nicht
nur die Volksschule besuchen sollte. In Karlsruhe war überdies das Grab des
Vaters. Auch erhofften die beiden dort Hilfe von Verwandten. Die ersten Jah-

6 Buch einer Kindheit. 10 Erzählungen. Frankfurt/M., 1936.

7 Lux Perpetua. Summe eines Lebens aus dieser Zeit. Bd. 1. München 1947. Geschichte einer Jugend aus des
19. Jahrhunderts Ende. (Weitere Bände sind nicht erschienen) Neuauflage: Im Fischernetz — Eine Sammlung
von Peter Härtling — S. Fischer Verlag, Frankfurt 1972.

8 Ebda, S. 60

9 Kindlers Literarisches Lexikon. Zürich 1964 Bd. VII, S. 5859.

10 Onkel Vere, der Douglas oder die Geschichte eines Spleens. Freiburg, München 1957.

11 Annette von Droste-Hülshoff: An meine Mutter.

12 Kindler, ebda.

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0050