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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 56
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scheinenden Wissens; die so exakte wie visionäre Kraft seines Denkens . . .
Maßgebend wirkt Hausenstein, weil er . . . das Ganze nicht nur im Auge
hatte, sondern im Herzen trug".67 Im Herzen trug!

Wer Hausensteins Buch „Vom Geist des Barock"68 kennt, wird solche Worte
nicht übertrieben finden. Wäre Kunstschriftstellerei nur populäre Wissenschaft
, das Buch wäre nie geschrieben worden, denn erstaunlicherweise war
der Barock bis zum Ersten Weltkrieg ein wenig behandelter Gegenstand. So
steht Kunstschriftstellerei neben der Wissenschaft. Hausensteins „Vom Geist
des Barock" war ein „Wurf"69, ein Essay in höchster Vollendung. Und, was
nicht jedem bedeutenden Werk widerfährt: es wurde gleich bei seinem Erscheinen
richtig eingeschätzt. „Dieses Grundbuch steckt das Feld ab: was hier
intuitiv erkannt, zuweilen vielleicht auch vorderhand bloß aus Ahnungskraft
imaginiert ist, muß uns erst im einzelnen wissenschaftlich erbracht werden; die
Kärrner werden zu tun haben".70

Werke über Giotto71, Fra Angelico72, Carpaccio73 folgten. In diese Reihe gehört
auch „Der Isenheimer Altar des Matthias Grünewald"74. Dem Umfang
nach am gewaltigsten ist aus diesen Jahren der Weimarer Republik der „Rem-
brandt"75. Mit seinen über 550 Seiten forderte dieses Werk Hausenstein eine
ungeheuere Anstrengung ab; er schrieb Rilke, er sei „für lange Zeit matt davon
".76

Zur Würdigung nur einen Satz: „Stellen wir fest, daß mit ihm Rembrandt seinen
Seher gefunden und daß ein Buch von ähnlicher Leidenschaft und Tiefe
seit langem nicht geschrieben worden ist."77

Der Kenner des Barock versagte sich auch der Moderne nicht. Die Stile seiner
Gegenwart: der Expressionismus, der Kubismus und der Futurismus interessierten
Hausenstein nicht weniger, nicht weniger auch ihre Vertreter78: Albert
Weisgerber, Franz Marc, Lovis Corinth, Max Beckmann, Alfred Kubin, Max
Liebermann. . .

67 Alfred Hoentzsch, in: Hochland, 1./1961/62, S. 92.

68 Vom Geist des Barock. München 1920.

69 Hausenstein sagt es selbst im „Genie des Barock". München 1956, S. 81. — Eine abwertende Kritik äußert
lediglich Hermann Missenharter in: „Der Schwäbische Bund" 1919/20, S. 564: ,,. . . die in einzelnen Wendungen
oft verblüffend gescheite, insgesamt aber haltlose und auch snobistische Betrachtungsweise Hausensteins
, deren Hauptzweck immer der zu sein scheint, eine neue Mode zu „kreieren"."

70 Hermann Bahr in: Kritik der Gegenwart. Augsburg 1822, S. 48.

71 Giotto, Berlin 1923.

72 Fra Angelico. München 1923.

73 Das Werk des Vittore Carpaccio. Stuttgart 1925.

74 München 1919.

75 Rembrandt. Stuttgart 1926.

76 Wilhelm Hausenstein an Rainer Maria Rilke, Tutzing am 9. Mai 1926 (Migge, a.a.O. S. 68).

77 Ernst Benkard, in: Frankfurter Zeitung v. 20. Dezember 1929.

78 Vgl. z.B. Hausenstein. Die Kunst in diesem Augenblick. München 1960.

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