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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 62
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laut»"101, „Die Masken des Münchner Komikers Karl Valentin"102 und das
„Zwiegespräch über den Don Quijote"103, er fand jetzt auch die Zeit für eine
Neubesinnung über die Wege der Kunst während der letzten Jahrzehnte. Er,
der — wie keiner — verantworten können wollte, was er schrieb, überprüfte
im Alter seine Erkenntnisse früherer Jahre und scheute sich nicht, eigene Irrtümer
zuzugeben. Die Kunst war Wege gegangen, die er als Irrwege verstehen
mußte. So legte er der Öffentlichkeit 1949 eine „aus der Bedrängnis eines Gewissens
"104 geschriebenen Studie vor, wohl ahnend, daß sein Mahnruf überhört
oder abgelehnt werden würde.

Die Mitte war verloren — mit Sedlmayr105 zu reden, seit vom Ende des Barock
an die Säkularisation ihren Weg nahm. „Vom Abbild zum Sinnbild"106 war
die Forderung der Moderne. Doch, ach, es bestand keine Vorstellung von den
Bedeutungen der Dinge mehr, wie das Mittelalter sie gekannt hatte. Sinnbildlich
wollte man die Dinge darstellen und wußte nicht, was das Sinnbild der
Dinge ist. Was Wunder, wenn jetzt die hohe Zeit der Interpreten anbrach,
wenn die Kunst von diesen lebte, wenn sie esoterisch wurde, eine gesellschaftliche
Aufgabe nicht mehr wahrnehmen konnte? Hier gab der Kunstgelehrte
auch denen Sprache, die keinen Zugang zur modernen Kunst fanden, dies
aber nicht auszudrücken wagten. Die Entwicklung der Kunst, die ihr Recht
und ihren Wert in sich selbst zu tragen schien, hatte einen Punkt erreicht, an
dem sie zum „Ausdruck einer Welt geworden" war, „in welcher der Untergang
der Dinge bereits Wirklichkeit zu werden begann", mehr noch, erstarrt
ist sie und ähnelt „mehr als dem Leben dem Tode"107. Was wird helfen
können?

Hausenstein sagte rundheraus, eine Erneuerung könne er sich nur „im Zeichen
des Christentums"108 vorstellen. Selbst dann aber werde die Kunst nicht
von einem Tag zum andern zu retten sein — zu tief sei die „Kluft zwischen
profan — ästhetischer Form und christlicher Substanz"109. Hausenstein
sprach von einem Prozeß über mehrere Generationen hinweg. Ja, er meinte,
es werde der Kunst vielleicht dienlich sein, wenn sie sich selbst Untätigkeit verordnete
, „um nur einfach die Hände zu falten".110

101 Herbstlaub. Fünf Erzählungen von Johann Armbruster. Fulda 1947.

102 Die Masken des Münchner Komikers Karl Valentin. München 1948.

103 Zwiegespräch über den Don Quijote. München 1948.

104 Was bedeutet die moderne Kunst? Ein Wort der Besinnung. München 1949, S. 7.

105 Zur gleichen Zeit schrieb Hans Sedlmayr sein bekanntes Werk „Verlust der Mitte". Salzburg 1948; er kam
in der Erforschung der Ursachen zu ähnlichen Ergebnissen, ohne daß ein Autor von den Überlegungen des
andern Kenntnis gehabt hätte.

106 Was bedeutet die moderne Kunst? S. 19.

107 Ebda., S. 75.

108 Ebda., S. 80.

109 Ebda., S. 83.

110 Ebda., S. 73.

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