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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 65
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lung in der Orangerie durchzuführen, in der Hauptsache mit süddeutschen
und bayerischen Barockkunstwerken. Aber noch stieß er nicht auf Gegenliebe
. Eine Krippenausstellung mit Exponaten aus dem Bayerischen Nationalmuseum
scheiterte, weil keine geeigneten Räume zu finden waren. Ebensowenig
kam es zu einer Ausstellung mit Gemälden von Wilhelm Leibi.118

Doch für den deutschen Generalkonsul fehlten auch die hoffnungsvollen Zeichen
nicht. Schon die erste Unterhaltung mit Francois-Poncet verlief in zunehmend
freundlicher Atmosphäre,119 und der „eher neutrale Ton", die
Förmlichkeiten, während der ersten fünfzig diplomatischen Besuche wichen
nach und nach „einer individuell gestimmten Verbindlichkeit".120

Es waren die schwierigen Jahre der deutsch-französischen Wiederannäherung
(1950—1955), Jahre instabiler Regierungsverhältnisse der IV. Republik, der
Ungewißheit über das Schicksal der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft
, die der Europäer Hausenstein leidenschaftlich befürwortete,121 deren
Scheitern ihn an den Rand des Zusammenbruchs brachte, weil er erkannte,
daß die intensivste Form der europäischen Einheit für unabsehbare Zeiten unmöglich
sein würde. Da war auch die ungelöste Saarfrage, der Neubeginn von
Verhandlungen über die europäische Verteidigung, die Verträge über die Westeuropäische
Union.

Allen Ressentiments, allen Schwierigkeiten widerstand Hausenstein mit den
Eigenschaften, die ihm gegeben waren, mit Mut und Charakterfestigkeit, mit
Diskretion. „Aber da war auch die Strahlungskraft seiner Person, seine Ansprechbarkeit
, seine Würde, sein Humanismus, von dem sich alle, die ihn kennen
lernten, nicht nur bezwungen, sondern auch gewonnen fühlten . . . Diesem
Mann war ein Wunder gelungen: in wenigen Jahren Freundschaft zwischen
unseren Ländern zu schaffen und Vertrauen einzuflößen . . . Niemals
wird Deutschland voll ermessen, was es diesem Mann schuldet . . . einen besseren
Diplomaten als ihn besaß Deutschland vermutlich seit langem nicht",122
schrieb der Augenzeuge Jean du Riveau.

Im Rückblick kann man sagen, es war ein Glücksfall, daß Hausenstein zur
Verfügung stand und sich zur Verfügung stellte.

Seit dem Mai 1955 des Amtes als Botschafter wieder ledig,123 warf er sich —
zunächst in Tutzing, danach in München — wieder auf seine schriftstellerische
Arbeit, die er mit Schmerzen unterbrochen hatte, es schien ihm, er müsse in
den verbleibenden Jahren, was immer möglich war, aufholen. Neuauflagen

118 Ebda., S. 41ff.

119 Ebda., S. 32.

120 Ebda., S. 55.

121 Ebda., S. 132.

122 Jean du Rivau, in: Dokumente 1957, S. 329.

123 W. Hausenstein: Impressionen. . . S. 47ff.

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