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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 171
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0173
Die Ursachen der Revolution in Ettenheim

Angesichts der starken Resonanz, die die Revolution in Amt und Stadt Ettenheim
gefunden hat, drängt sich die Frage auf, warum sich ein so großer Teil
der Bevölkerung in solch starkem Maße engagiert hat.

Die politischen Meinungen spiegeln sich in den Programmen, Forderungen
und Volksversammlungen der Zeit wider; was schwieriger zu beurteilen ist,
sind die politischen Verhältnisse im Amt Ettenheim.

Ein Aspekt, der in Betracht gezogen werden muß, ist die unmittelbare Grenze
des Amtsbezirks mit Frankreich. Dadurch ist eine Voraussetzung zur Verbreitung
revolutionärer Ideen aus Frankreich gegeben; Ettenheim und ein Teil des
Amtsbezirks war außerdem durch seine Zugehörigkeit zur bischöflich-
straßburgischen Herrschaft bis zur Gründung des Großherzogtums schon immer
enger mit Frankreich verbunden. Auch Oberkirch, das ebenfalls einmal
straßburgischer Besitz war, gehörte zu den Gemeinden Badens, „die am stärksten
durch die Revolution aufgewühlt wurden."103

Eine gewisse Bedeutung dürfte auch der Umstand mit sich gebracht haben,
daß der Bürgermeister der Stadt Ettenheim lange Jahre Mitglied in der II.
Kammer der Landstände war, so daß dadurch ein politisches Interesse in der
Bevölkerung geweckt wurde.

Nicht ohne Bedeutung kann es gewesen sein, daß in Ettenheim viele Beamte
und Akademiker (Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Steuerbeamte, Notare,
Lehrer, Pfarrer und Beamte der großherzoglich bad. Regierung) beschäftigt
waren und die zu einer politischen Meinungsbildung in Ettenheim beigetragen
haben könnten.

Ettenheim besaß seit 1841 eine höhere Bürgerschule, die, verglichen mit den
anderen höheren Bürgerschulen, nach Heidelberg und Mannheim an dritter
Stelle in Baden stand.104 Die Rolle der höheren Bürgerschule darf nicht unterschätzt
werden, da sie eine Konzentration junger Intellektueller in Ettenheim
mit sich brachte — ein Rückgang der Schülerzahlen, „infolge der allbekannten
politischen Verhältnisse im Jahr 1849"105, dürfte nicht von ungefähr kommen
.

Durch die Lage zwischen Offenburg und Freiburg, die Zentren der Revolution
waren, war Ettenheim sozusagen immer im Brennpunkt des Geschehens. Erstens
erfuhr man durch die Eisenbahn die Neuigkeiten schon nach wenigen
Stunden und nicht wie früher erst nach Tagen, und zweitens konnte man
selbst schnell an den Ort des Geschehens reisen; die Entfernungen schrumpf-

103 H. M. Pillin, Die Parteinahme der Bürgerschaft Oberkirchs zugunsten republikanischer Ideen während der
bad. Revolution der Jahre 1848/49, in: Die Ortenau 56./1976, S. 42

104 E. Huhn, Das Großherzogthum Baden in malerischen Ansichten ... , Darmstadt 1844, S. XXf

105 W. Höhler, Die Geschichte des Realprogymnasiums zu Ettenheim. Druckerei Leibold, Ettenheim 1891, S. 9

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