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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 179
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Der 1864 als „kaufmännischer Beamter" in die Firma eingetretene Salomon
Jacobi (1846-1906) setzte als Vertreter die Kundenbetreuung überaus erfolgreich
fort, nachdem Jacob Netter seine Reisetätigkeit 1866 aufgegeben hatte.
Die günstige Konjunktur tat ein übriges, um den Umsatz zu steigern, so daß
Grundstücke in der Bühler Rheinstraße und am Bahnhof für ein Magazin und
einen Lagerplatz erworben werden konnten. Als am 1. August 1870 der älteste
Teilhaber der Firma, Joseph Netter, starb, trat Jacobi seine Nachfolge an.

II Vom Handel zur industriellen Produktion (Straßburg 1873 — 1918)

Die durch die Reichsgründung angeheizte Hochkonjunktur und der siegreiche
Krieg gegen Frankreich 1870/71 eröffneten mit Straßburg und dem Elsaß sozusagen
„vor der Haustür" ein neues Absatzgebiet. Der Wiederaufbau zerstörter
Stadtteile sowie die zu erwartenden Neubauten von Zivil- und Militärbehörden
im annektierten Reichsland versprachen eine rasche Expansion. Auf
Anraten der badischen Regierung eröffnete Jacobi am 6. Februar 1873 in der
Straßburger Kuppelhofgasse eine Filiale; bereits im August 1875 wurde am
Waisenplatz ein Magazin, an der Züricherstraße ein Lagerplatz erworben. Damit
war das Unternehmen endgültig über den Bühler Rahmen hinausgewachsen
: Der Gesellschafter Hermann Netter zog 1875 nach Straßburg, starb allerdings
schon im Mai 1880. Für ihn rückte 1881 der älteste Sohn Jacob Netters,
Emil Netter, als Prokurist in das Unternehmen ein; er verstarb jedoch ebenfalls
sehr früh im Juni 1885. Seine Stelle nahm Karl Leopold Netter, der dritte
Sohn Jacob Netters, ein.

Die auf den überhitzten Boom der „Gründerjahre" folgende Wirtschaftskrise
, von der Karl Marx sagte, daß sie „selbst den Glückspilzen des neuen heiligen
preußisch-deutschen Reiches Dialektik einpauken werde"5, berührte das
Unternehmen dank der besonderen Lage im Elsaß nicht. Die Schleifung der
alten Festungsanlagen ermöglichte es, 1881 beim neuen Straßburger Central-
und Güterbahnhof am Kronenburger Ring ein großes Grundstück für ein Magazin
mit Bahnanschluß, die Zentralbüros und Wohnräume der Gesellschafter
zu erwerben. Der Handel mit verzinnten Bandeisen, verzinnten Eisenblechen
in großen Formaten und poliertem Schwarzblech florierte, Artikel, die vornehmlich
in Frankreich bezogen und dann in Elsaß-Lothringen, in der
Schweiz und im gesamten süddeutschen Raum verkauft wurden. Als das
Deutsche Reich unter dem Eindruck der „Großen Depression" 1879 zu einer
protektionistischen Handelspolitik überging und die Einfuhr von Blechen mit
hohen Zöllen belegte, entschloß sich die Firmenleitung zum Schritt in die Fabrikation
, die den Umsatz im Handel bald überholen und den Firmennamen
über Deutschland hinaus bekanntmachen sollte. Zum 1. April 1883 wurde neben
dem Magazin eine Verzinnerei gebaut, 1886 in Königshofen eine große

5 Marx-Engels-Werke 23, 28 (1873), zit. nach H.-U. Wehler: Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918. Göttingen
1973, S. 43. H. Rosenberg: Große Depression und Bismarck-Zeit. Berlin 1967.

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