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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 220
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fängnis verurteilt. Das hohe Strafmaß wurde im Urteil vom 22. 11. 1888 wie
folgt begründet: „Es wurde bei Geck seine Stellung als Haupt der sozialistischen
Partei in Baden, seine gegenüber allen anderen Angeklagten hohe Bildung
und Intelligenz und der große Einfluß, welchen er bei der Verleitung untergeordneter
Personen zu strafbarem Treiben ausüben kann, vorzugsweise in
Betracht gezogen." Rechtsanwalt Muser sorgte dafür, daß dieser Strafbemes-
sungsgrund in die Rechtsgeschichte einging.14

Da das Reichsgericht am 11. Februar 1889 eine Revision verwarf, wurde Geck
gezwungen, „den Lenz hinter Kerkermauern mit Dütenkleben zu vertrödeln".
Für diesen „Frühlings-Verlust" wurde er durch seine Teilnahme am ersten internationalen
Arbeiterkongreß, der am 14. Juli 1889 in Paris eröffnet wurde,
entschädigt. Dieser Gründungskongreß der II. Internationale, als deren Sekretär
er fungierte, die Hundertjahrfeier der Französischen Revolution und die
Pariser Weltausstellung wurden zu einem großen Erlebnis. Zu der Delegation
der Arbeiterorganisationen aus Baden gehörten neben Geck Theodor Lutz,
der „rote Apotheker" aus Baden-Baden, die Offenburger Karl Lehmann
und Theodor Zenker. Als Gast wohnte dem Kongreß auch der anläßlich der
Weltausstellung in Paris weilende Offenburger Stadtrat Georg Monsch bei.

Zu Hause erwartete den hochgestimmten Geck der graue Alltag unter dem
Sozialistengesetz. Am 8. September wurde der sozialistische Arzt Dr. Otto
Walther, der in jenen Jahren das Sanatorium Nordrach-Colonie aufbaute, unter
der Beschuldigung festgenommen, durch den bereits in Untersuchungshaft
befindlichen Taglöhner Josef Klein aus Zell-Riedle den verbotenen „Sozialdemokrat
" verbreitet zu haben. Am Abend des folgenden Tages, als Geck von
einem Krankenbesuch bei Frau Dr. Walther auf der Villa Brandeck zurückgekehrt
war, wurde er in der „Fortuna" im Kreise seiner Parteifreunde von dem
Gendarmeriewachtmeister Sauer festgenommen und in das „Grabenhotel
Reimling" abgeführt, begleitet vom ganzen Zechervolk der „Fortuna" unter
dem Gesang der „Arbeiter-Marseillaise": „Wohlan, wer Recht und Freiheit
achtet ..."

Die Gründung der sozialdemokratischen Landesorganisation

Im „Heldenzeitalter" der Sozialdemokratie konnte man einen Geck nicht so
leicht in die Knie zwingen. Unter dem Impuls des Arbeiterkongresses von Paris
, den Boden für eine weite Ausbreitung der Bewegung unter den Massen
vorzubereiten, der demokratischen Tradition Offenburgs von 1848/49 verpflichtet
und im Hinblick auf die 1890 bevorstehende Reichstagswahl, stieß
man in dieser Stadt „zuerst in's Horn zum Sammelsignal für die Organisation
der Arbeiterschaft unter der roten Standarte", wie Geck voller Stolz vermerkte
.

Die an die Arbeiter Badens gerichtete Einladung zu einem öffentlichen Arbeitertag
am 27. Oktober 1889 im Dreikönigsaal in Offenburg war selbstver-

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