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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 380
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Krone hinzu, auch mit Hilfe der kirchlichen
Aktivitäten ein „Alsace francaise" entstehen
zu lassen. Die Reform des Klerus und dessen
pastoraler Eifer setzten eine Politik der Konversion
und katholischen Rückeroberung in
den protestantischen Gegenden des Diözesan-
gebietes in Gang. Die Einrichtung des „Simul-
taneums" in protestantischen Kirchen hatte
dabei einen eigenen Stellenwert. Die Landstädte
Molsheim, Hagenau und Schlettstadt wurden
zu wahren Missionszentralen. Daß bei solchen
kirchlichen Anstrengungen die Barockkunst
eine besondere Rolle im Dienst der Seelsorge
zugewiesen bekam, hat Louis Chätellier
richtig erkannt und gewürdigt. Aus dem Fürstbistum
Straßburg entwickelte sich durch zielbewußte
Pastoration und Missionstätigkeit
,,aux frontieres du Royaume de France" eine
geradezu modern anmutende elsässische Kirche
mit kräftigen Wirkungen auf Gemeinschaftsleben
und auf das Leben des einzelnen
Gläubigen. Das galt auch für unser rechtsrheinisches
Straßburger Diözesangebiet. Es muß
deshalb gesagt werden: Wer im Bereich der Or-
tenau eine Pfarrgeschichte schreiben will, wird
sich mit dem bahnbrechenden Buch Louis
Chätelliers über die „christliche Tradition und
katholische Erneuerung im Bereich der alten
Diözese Straßburg" auseinandersetzen müssen
. Daß sich der Autor nicht nur mit den zehn
linksrheinischen Dekanatsbereichen beschäftigt
hat, zeigen allein schon die Namen der in
die Untersuchung einbezogenen Orte der Orte-
nau (Allerheiligen, Baden-Baden, Ettenheim,
Ettenheimmünster, Friesenheim, Gengenbach,
Griesbach, Harmersbach, Haslach, Herbolzheim
, Hofweier, Kappel, Kappelrodeck, Lahr,
Oberkirch, Offenburg, Oppenau, Ottersweier,
Schuttern, Schwarzach, Stollhofen, Waldulm,
Welschensteinach).

H. Brommer

Jörg Schadt (Hrsg.),
Wie wir zum Sozialismus fanden. Erinnerungen
badischer Sozialdemokraten.

(Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim
, Bd. 8), Stuttgart 1981.

Der durch seine Arbeiten über die Geschichte
der badischen Sozialdemokratie bekannt gewordene
Herausgeber und Bearbeiter dieses
Bändchens faßt unter dem genannten Titel die
Aufsätze von sechs in Baden wirkenden Sozialdemokraten
zusammen, die aufgrund besonderer
Anlässe Rückschau auf ihre politische und
berufliche Vergangenheit hielten. Die größeren

Aufsätze von Reinhold Fritzsche (1851 — 1929)
und Emil Hauth (1873—1932) sorgen dafür,
daß die politisch interessierten Leser aus der
Ortenau besonders auf ihre Kosten kommen.
Emil Hauth, seit Frühjahr 1892 Unterlehrer in
Mietersheim, schildert, wie er und Ludwig
Frank im „Lessing-Verein" in Lahr unter der
geistigen Führung des Lithographen Paul Engen
den Weg zum Sozialismus fanden. Als
Frank wegen seiner Abiturientenrede über Lessing
in Schwierigkeiten geriet, setzte sich
Hauth im „Volksfreund" kräftig für ihn ein.
Seine emsige Mitarbeit bei diesem Blatt im
Sommer 1893 brachte ihm zu seinem „nicht
geringen Stolz" die lebhafte Anerkennung von
Adolf Geck ein. Dieser war es auch, der ihm
und Ludwig Frank die Gelegenheit verschaffte
, eine große Wahlveranstaltung Bebels in
Karlsruhe zu besuchen. Angesichts der ungeheueren
Popularität Bebels war die durch
Adolf Geck vermittelte persönliche Bekanntschaft
für ihn ein ebenso großes Erlebnis wie
schon 21 Jahre zuvor für Eduard Bernstein,
der von seinem ersten Zusammentreffen mit
Bebel erzählte: „Ich war selig, Bebel die Hand
drücken zu können . . ." Daß Geck von vielen
Parteifreunden angegangen wurde, ein Zusammentreffen
mit Bebel zu bewerkstelligen, geht
aus einem Brief vom 10. 4. 1894 an Wilhelm
Engelberg hervor: „Mein Lieber! Ihr Haslacher
plagt mich schon lange, daß ich Euch einmal
mit Bebel zusammenbringen soll. Nun
habt Ihr Gelegenheit" (Stadtarchiv Haslach).
Es ist deshalb verständlich, wenn der Herausgeber
Emil Hauth mit einem besonderen Artikel
über seine erste „Bebelversammlung"
nochmals zu Worte kommen läßt.

Fritzsche, der als Handwerksgeselle 1871 Bebel
als Lehrer im Arbeiterbildungsverein Leipzig
kennenlernte, ließ sich nach den Stationen
Dresden, Zürich, Paris, Berlin und Stuttgart
im Spätjahr 1879 als selbständiger Klavierbauer
in Offenburg nieder. Da er im April aus Berlin
ausgewiesen worden war, hielt er sich in den
ersten Jahren politisch vollständig zurück. Eine
sozialdemokratische Bewegung existierte in
der Stadt noch nicht, und wenn die Offenburger
Sozialdemokraten am 1. Oktober 1986 das
hundertjährige Bestehen ihres Ortsvereins feiern
, werden sie sich an die Worte von Fritzsche
erinnern: „Unser Adolf Geck war hier dann
der Erste, der als Sozialdemokrat auf der Bildfläche
erschien und, wie allgemein bekannt,
energisch und tatkräftig den schweren, opferreichen
Kampf für die Partei unter dem Sozialistengesetz
führte".

Die „Erlebnisse" von Fritzsche erschienen
1932 in Gecks Wochenzeitung „D'r alt Offe-
burger". Nach den einleitenden Worten von

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