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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0050
Gersten, Habern, Grases und Heues, so durch das Muhrgewässer verschwämmet, verwüstet, verflößet
und sonderlich der Weizen, Gerst, Habern an etlichen Orten bis an die Knie im Wasser gestanden
und gelegen, etliche Wochen nacheinander. Man hat in diesem Jahr 1663 große Arbeit an
den Werben (= Dämmen, der Verf.) des Rheins gehabt, daß man dem Einreißenden Rhein gewehrt
hat. Die obern benachbarte Dorfschaften Mütterßheim, Dinglingen, Hugßweier, Ottenheim
, Kürtzel haben helfen frohnen und graben. Ist aber etlichmal an unterschiedlichen Orten
wiederum durchgebrochen, daß man hie und in Dundenheim und Ichenheim die Sturmglocken
geläutet und Jung und Alt zugeritten und zugelaufen, zu wehren und zu retten."7

Aber auch in hochwasserfreien Zeiten war das Ried charakterisiert durch zahlreiche
Wasserarme, stehende Gewässer, Sümpfe, Inseln, Auen (ahd.ouwa =
wasserreiches Wiesenland), Gründe (Gelände zwischen den Rheinarmen,
Schwemmlandboden) und Schollen (die größten Rheininseln wurden auch
Schollen genannt). Eine urwaldähnlich, undurchdringliche Bewachsung der
Rheinniederung gab dieser Landschaft ursprünglich ein absolut siedlungsfeindliches
Gepräge. Noch vom 17. Jahrhundert an wissen wir aus Berichten,
daß in der für Fremde nur schwer zugänglichen Rheinaue unsere Bevölkerung
in Kriegszeiten auf den Inseln Zuflucht fand und sich dort vor dem Zugriff der
feindlichen Soldateska sicher fühlte. Nur der ortskundige Einheimische kannte
die begehbaren Pfade und Furten, die auch ein weniger gefahrvolles Überqueren
der Wasserläufe mit Fahrzeugen oder primitiven Nachen ermöglichten
(alte Furt, Grunder Furt). Es ist keine Nachricht überliefert, daß es in Kriegszeiten
im Altenheimer Abschnitt feindlichen Truppen je einmal gelungen
wäre, bis zu den Zufluchtsstätten der Altenheimer in den Rheinwaldungen
vorzudringen.8

Bei der Unwirtlichkeit der Riedlandschaft infolge der alljährlichen Überschwemmungen
durch den unkorrigierten Rheinstrom setzte die endgültige
Besiedlung relativ spät ein. Überraschenderweise zeigt aber die geschichtliche
Entwicklung im Altenheimer Raum, daß von 8 abgegangenen Siedlungen 5 in
der Rheinniederung lagen; ja, die auf den ersten Blick am gefährdetsten erscheinende
Altenau (der heutige Altenheimer Hof) entstand mitten im Stromgebiet
des Rheins und blieb durch die Jahrhunderte ununterbrochen erhalten
bis zum heutigen Tage.

Der Mühlbach war noch 1675 ein starker, dem Hochgestade am nächsten gelegener
Rheinarm, „im Jahre 1827 war er stellenweise noch Talweg des Rheins.
Nach der Tulla' sehen Korrektion wurde er durch ein in die Elz eingebautes
Überfallwehr kurz vor ihrer Mündung abgeleitet, trieb in Nonnenweier, Ottenheim
, Meißenheim und Altenheim eine Mühle und mündete bei Goldscheuer
in den Rhein. Vorher hatte jede der genannten Mühlen ihren eigenen Zufluß
vom Talweg des Rheins her, der durch die Korrektion trocken gelegt worden
war. Infolgedessen mußte der Mühlbach vom Wehr bei Wittenweier an

7 Hanna Kappus-Mulsow, Trübe Jahre im Ried, in: Ortenau 14/1927, S. 148.

8 Friedrich Bauer, Johann Heinrich Büttner. Karlsruhe 1913, S. 72 ff.

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