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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0070
Mancherlei Volk suchte darin Unterschlupf. Viele fremde Frauen und Mädchen
bekamen dort Kinder. Lange Zeit hausten Widertäufer im Schloß. Einmal
ging ein Altenheimer Gerichter mit 30 Mann „auf Rohrburg, als sich die
Zigginer daselbst aufgehalten sie wegzujagen." Drei Wirtschaften (ohne die
Rohrburger Mühle) hatte das Dörfchen, die lebhaften Zuspruch aus den umliegenden
Dörfern hatten, denn man konnte da ungestört saufen, tanzen, um
Geld spielen und sich halb oder noch mehr tot schlagen."55

Über das freizügige Leben der Rohrburger Herrschaftsfamilien samt ihrer
Mägde und Knechte beklagte sich schon Mitte des 17. Jahrhunderts Pfarrer
Büttner, und noch 100 Jahre später heißt es im Kirchenvisitationsbericht von
177156: „Dort war alles erlaubt." Rohrburg war also bis zu seinem Abgehen
für die Einwohner der Nachbarorte ein geschätzter Aufenthaltsort, was durch
die noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts erteilten Wirtschaftskonzessionen
bestätigt wird.

Im Jahre 1847 zählte Rohrburg mit der Mühle noch 5 Häuser mit 17 Einwohnern
.57 Zwischen 1840 und 1860 wurde der Ort Rohrburg mit Ausnahme der
Mühle aufgelöst und auf Weisung der Türkheimer die Burg eingeebnet. Unter
etlichen Gebäuden des Dörfchens, die dort abgetragen wurden, befand sich
auch das „große freyadelige Haus" der Familie Röder, das unter der Herrschaft
der Freiherren von Türkheim zuletzt ihren Angestellten noch als Wohnung
diente. Es steht heute in Altenheim neben dem alten Rathaus.

Nachdem über 120 Jahre lang die Mühle die einzige Hofanlage auf dem ehemaligen
Rohrburger Bann war, entstanden 1971 und 1972 drei Aussiedlerhöfe
westlich der ehemaligen Rohrburg.

Die Lage der alten Wohn- und Siedlungsplätze wurde bestimmt durch das vielverzweigte
Gewässernetz im Ried. Gerade deshalb überrascht aber im Bereiche
der Altenheimer Gemarkung, daß von acht abgegangenen Siedlungen fünf
in der überschwemmungsgefährdeten Rheinaue lagen und Reste der exponiertesten
Siedlung, der Altenau, heute noch bestehen, daß aber andererseits auf
der am höchsten gelegenen Stelle des Altenheimer Banns zwischen dem Dorf
und Dundenheim, dem „Hochstätt" mit 149 m ü.M., jegliche Hinweise für eine
frühe menschliche Besiedlung, die dort in erster Linie zu erwarten gewesen
wäre, fehlen.

55 Theobald Adam und Hanna Kappus-Mulsow, a.a.O., S. 93.

56 Zit. nach Friedrich Bauer, Johann Heinrich Büttner. Karlsruhe 1913, S. 89.

57 Karl Friedrich Reinmuth, a.a.O., S. 42.

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