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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0074
und gleichzeitig Bischof von Speyer sowie Vertrauter Kaiser Karls IV., erreichte
jedoch 1365/136626 für die drei Städte weitergehende Freiheiten: der
endgültige Beginn der reichsstädtischen Existenz der Stadt Zell.

Topographische und wirtschaftliche Aspekte der Stadtgründung

Aus diesem nüchternen Quellenmaterial geht natürlich nicht hervor, aus welchen
Gründen das Kloster Gengenbach gerade an der Einmündung des
Nordrach- in das Harmersbachtal eine Stadt gegründet hat.

Zehe27 hat in einer Arbeit über die Städte des Schwarzwaldes nachgewiesen,
daß die meisten Städte dieser Region als befestigte Märkte gegründet wurden.
Gerade am Beispiel Zells dürfte dies unstrittig der Fall sein.

Die Bedeutung des Harmersbachtals als Durchgangstal ist zu gering zu veranschlagen
, als daß die Möglichkeit bestünde, die Gründung Zells als Sicherung
eines wichtigen Verkehrsweges oder als Durchgangsstation zu interpretieren.
Auch die Theorie des Stadt gewordenen Dorfes ist für Zell nicht möglich; dagegen
sprechen nämlich zwei Tatsachen: erstens steht die Pfarrkirche außerhalb
der mittelalterlichen Stadtbefestigung und zweitens läßt der heute noch
ovale Grundriß der mittelalterlichen Stadt auf eine bewußte Gründung
schließen.28

Aufschlußreiche Erkenntnisse liefern geographische und topographische Arbeiten
.29 Sie weisen nach, daß der Harmersbach und die Nordrach bis ins vorige
Jahrhundert hinein einen stets wechselnden Lauf genommen und somit den
Talboden des öfteren in eine Sumpflandschaft verwandelt haben. Dies dürfte
auch der Grund dafür gewesen sein, warum schon die ersten Mönche ihre
Kirche etwas erhöht auf dem Ausläufer eines Bergrückens erbauten, von wo
aus sie außerdem die beiden Täler gut überblicken konnten. Um diese Kirche
herum (die heutige Pfarrkirche steht in etwa an derselben Stelle) entwickelte
sich ein Dorf, von dem heute keine Spuren mehr zu sehen sind.30 Das Gelände
unterhalb des Dorfes bot sich für eine Stadtgründung deshalb an, weil der
Harmersbach sich dort, geologisch bedingt, ein tieferes Bachbett gegraben hat
und nicht so schnell über die Ufer trat. Um die Talstraße herum, jedoch noch
in einem sicheren Abstand von ca. 100 m vom Bach entfernt, wurde nun die
Stadt erbaut. Lediglich die Talstraße und die von ihr im rechten Winkel auf
der Höhe des Rathauses abzweigende Straße zur Pfarrkirche waren mit
Sicherheit schon bei der Gründung vorhanden.31 Daß Zell hauptsächlich der

26 Böhmer-Huber, Regesten Nr. 4283 (Urkunde Zell betreffend).

27 Zehe, Die Städte des Schwarzwaldes. (Diss.). Erlangen 1930.

28 Diese Argumentation wird von Veit begründet und von Grimm fortgeführt. Stadttopographie, S. 143.

29 Grimm, Stadttopographie, a.a.O. sowie Albert Götz, Untersuchungen über die bäuerliche Siedlung und
Wirtschaft in den Tälern der Wolf, des Harmersbaches und der Nordrach. (Diss.). Freiburg, 1956.

30 Dennoch ist sich die Forschung hierüber einig: Grimm, Veit und Hitzfeld kommen zu diesem Schluß.

31 Grimm, Stadttopographie . . ., S. 28 ff; Veit, a.a.O., S. 26.

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