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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0075
Befriedigung des lokalen Marktverkehrs diente, wird durch den im Verhältnis
zur Größe der Stadt ausgedehnten „Marktplatz" deutlich, der sich zwischen
dem Rathaus und dem heute noch vorhandenen „Storchenturm", dem
größten der vier Stadttürme, erstreckte. Das heute dort befindliche Kanzleigebäude
wurde erst im 18. Jahrhundert errichtet.32

Warum das verkehrsgünstiger gelegene Biberach im Kinzigtal nicht Ort einer
Stadtgründung wurde, läßt sich nur erschließen. Drei Gründe könnten ausschlaggebend
gewesen sein:

Das Kinzigtal war durch Hochwasser noch gefährdeter als das Harmersbachtal
.

Das Kloster wollte nur wenige Kilometer talaufwärts keine Konkurrenz zu
„seiner" Stadt Gengenbach aufkommen lassen.

Biberach lag zu weit weg von den Bauernhöfen im oberen Harmersbach-,
Entersbach- und Nordrachtal, so daß der eigentliche Zweck der Stadtgründung
verfehlt worden wäre.33

Tatsächlich waren die Bauern in diesen Tälern Hauptnutznießer des neu gegründeten
Marktes, ersparten sie sich doch nun die weiten Anfahrtswege zu
den bisherigen Marktstädten Haslach (im fürstenbergischen Besitz) und
Gengenbach. Der Wochenmarkt und die vier Jahrmärkte weisen denn auch
auf die hervorragende Stellung des Marktrechts in der Stadtrechtsverleihung
hin.34

IV. Politische Absichten der Gründer

Nach dieser Klärung der wirtschaftlichen, geographischen und lokalpolitischen
Bedingungen der Stadtgründung bleibt die Frage noch offen, ob der
oder die. Stadtgründer weitergehende Interessen zu wecken oder zu sichern
versuchten. Hierzu muß die bewegte Geschichte der ehemaligen Grafschaft
Ortenau und des Klosters Gengenbach im 13. und 14. Jahrhundert berücksichtigt
werden.35

Das mit reichem Grundbesitz ausgestattete Kloster Gengenbach wurde 1007
dem Bistum Bamberg zugeteilt, das wiederum die Zähringer mit der Schirm-
vogtei und Hochgerichtsbarkeit beauftragte. Die Zähringer waren zu dieser
Zeit auch Herren über die alte Grafschaft Mortenau, später Ortenau genannt.
Nach dem Tod Bertolds V., dem Aussterben der Zähringer, entbrannte ein
Streit um das Besitztum. Die kirchlichen Lehen fielen an Bamberg zurück, das
Reichsgut wurde vom Kaiser eingezogen, der auch 1225 mit dem Klosterbesitz
belehnt wurde. Damit war das Kloster reichsunmittelbar geworden.

32 Disch, Chronik . . ., S. 283 ff.

33 Grimm, Geschichte . . ., S. 421—422.

34 Grimm, Stadttopographie . . ., S. 22.

35 Grundlegende Arbeit hierzu: E. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes und der angrenzenden
Landschaften. Straßburg 1892.

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