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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0091
Seelsorge zwischen Ruinen und Fluchtinseln:
Jeremias Gugger

Ein außergewöhnliches Pfarrerschicksal im 30jährigen Krieg
Gerhard Schildberg

Viel stilles Heldentum und manch selbstlose Aufopferung gab es im Lauf der
Generationen in den Pfarrhäusern unseres Landes, besonders in Zeiten der
Not.

Wenn in den unvorstellbar grausamen Kriegszeiten die entmenschten Horden
der Soldateska über die Ortschaften fielen, plünderten und brandschatzten
und sich somit ihren ausstehenden Sold zu holen glaubten, konnten die „Seelenhirten
", also sinngemäß die Pastoren, ihre Gemeindeglieder selbstverständlich
nicht vor allen Übergriffen schützen. Aber sie hätten sich in nahe,
befestigte Städte retten können, zogen es jedoch fast ausnahmslos vor, inmitten
der ihnen anvertrauten „Schafe" zu verbleiben und auch das härteste Los,
nicht selten gar den Tod, mit ihnen zu teilen.

Solch eine leuchtende, schier heldenhafte Gestalt war der hanauische Pfarrer
Jeremias Gugger, der, obwohl er ganz andere Möglichkeiten gehabt hätte,
sich in den widrigsten Verhältnissen des Dreißigjährigen Krieges in allem Leid
und in aller Entbehrung rückhaltlos an die Seite seiner Leute stellte. Denn
nichts hatte den Augsburger Bürgersohn dazu vorbestimmt, die Kriegsgeschicke
des hanauischen Dorfes Auenheim dereinst teilen zu müssen oder vielmehr
zu wollen.

Als der junge Theologe hinter den schützenden Mauern seiner verschont gebliebenen
Vaterstadt, der freien Reichsstadt Augsburg, von der unsagbaren
Not vieler Bewohner der Rheinebene erfahren hatte, stellte er sich prompt
dem hanau-lichtenbergischen Konsistorium in Buchsweiler zur Verfügung.
Das bescheidene Buchsweiler beherbergte nämlich bis zur großen Französischen
Revolution alle Verwaltungen eines weitläufigen Territoriums — eben
des Hanauer Landes —, das während über sieben Jahrhunderte dreizehn Ämter
umfaßte, die sich von Pirmasens bis Westhofen, von Lichtenau bis ins heutige
Lothringen erstreckten.

In solch bewegter, menschenarmen Zeit waren die hanauischen Kirchenoberen
glücklich, durch die Kandidatur des jungen Mannes wieder eines der vielen

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