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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0095
Die Ettenmünsterschen Klostergeschichten des
P. Bernard Stöber (1740—1817)

Hermann Schmid

Es ist längst in Vergessenheit geraten, verdient aber nicht, vergessen zu werden
, daß das Benediktiner-Stift Ettenheimmünster1 besonders in den letzten
hundert Jahren seines Bestehens eine der bedeutenden Gelehrtenkolonien,
wenn nicht gar die bedeutendste der Ortenau war. Daß die Erinnerung an diese
und andere Stätten der Gelehrsamkeit und des Kunstschaffens schon bald
nach der großen Säkularisation in den Jahren 1802 bis 1807 verschüttet war,
ist der Mönchsfeindlichkeit der sogenannten Aufklärung im allgemeinen zuzuschreiben
, die so gut wie alles, was aus den Klöstern kam, auf schmähliche
Art und Weise herunterzumachen suchte und damit bis tief ins 19. Jahrhundert
hinein bei maßgeblichen Bevölkerungskreisen Erfolg hatte, und im besonderen
dem Radikalismus der Säkularisatoren, die die Konvente in kürzester
Zeit auseinandertrieben, damit hervorragende Kulturträger vernichteten
und deren wissenschaftliches und künstlerisches Erbe wie erlesenste Büchersammlungen
, Münz-, Gemälde-, Kupferstich-, Kuriositäten-, Physikalienkabinette
und Kircheneinrichtungen, deren Aufbau Jahrzehnte und Jahrhunderte
gebraucht hatte, häufig in alle Himmelsrichtungen zerstreuten2.

Es ist hier nicht der Ort, die geistesgeschichtliche Stellung der Ettenmünsterer
Religiösen in ihrer Zeit eingehend zu erörtern und zu würdigen. Der Verfasser
will es mit dem Hinweis gut sein lassen, daß immerhin im vergangenen und

1 Weiterführende Literaturangaben zur Geschichte Ettenheimmünsters finden sich in der Abhandlung des
Verfassers über die Säkularisation desselben in der letzt jährigen „Ortenau".

Es wird noch einmal darauf hingewiesen, daß der letzte Abt und das damalige Kapitel in der Regel „Etten-
münster" schrieben und nicht Ettenheimmünster, was so viel wie das Kloster bei den Leuten des Etto heißt.
Möglicherweise sollte damit die mittelalterliche lateinische Schreibung „monasterium divi Ettonis" reaktiviert
werden. Beim oberelsässischen Stift Ebersheimmünster hat sich im übrigen die Schreibung „Ebersmünster
" durchgesetzt.

2 Die kulturelle und wirtschaftliche Rückständigkeit katholischer Bevölkerungsteile im Wilhelminischen
Reich war eine statistisch belegte Tatsache. Namhafte Gelehrte führten dieses mit „Inferiorität" bezeichnete
Phänomen u.a. auf die Zerstörung katholischer Bildungseinrichtungen durch die Säkularisation zurück.
Mochte auch z.B. H. Rost, Die wirtschaftliche und kulturelle Lage der deutschen Katholiken, Köln 1911,
S. 153ff„ etwas pauschal urteilen, wenn er sagte: „Während die Katholiken durch die Säkularisation materiell
schwer geschädigt und ihrem ganzen bisherigen Bildungs- und Kulturwesen die Adern unterbunden
wurden, war für die Protestanten und Juden ein goldenes Zeitalter angebrochen", so war an der Sache doch
allemal etwas dran.

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