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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0107
XXIIItes Kapitel
Geschichte der hiesigen Pfarrey von dem Jahre 1740 bis 1774

Nach dem Tode des Abtes Johann Baptist1 wurde am 17ten May 1740 P. Augustin Dornblüt 2,
von Gengenbach gebürtig, als Professor der Theologie einstimmig zum Abte des hiesigen Klosters
erwählet, und am 5ten Wintermonate 3 wurde er zu Straßburg in der Jesuiterkapelle von dem damaligen
Weyhbischofe Riccius4 zum Abte geweyhet. Diesem neuen Abte haben die hiesigen Einwohner
und die übrigen Unterthanen des Klosters am 12ten Christmonate gehuldiget.

Im Jahre 1741 hat Abt Augustin durch den P. Benedict Riescher 5 , damaligen Großkeller der Ab-
tey Gengenbach, der eben damals in Geschäften seines Klosters in Rom war und nachher Reichsprälat
seines Klosters wurde, den heil. Leib des heil. Märtyrers Jäkunds6 aus dem Freythofe des
Kalixtus7 mit der Authentick, einem heil. Kreuzpartickel und Reliquien von anderen Heiligen erhalten
: die meisten derselben hat er nachher theils in die Klosterkirche, theils in die Kirche des
heil. Landelins8 fassen lassen.

Abt Augustin hat den ganzen Tract des Klostergebäudes von der Kirche an hinauf, auch das Gartenhaus
, aufführen und den großen Garten anlegen lassen. Die Straße, welche neben der Kirche
des heil. Landelins ober dem Kirchhofe vorbei am Fuße des Rebberges gegen Mitternacht inner
den Klostermauren hart an dem Kloster vorbei ging, hat er nach erbauter Brücke über die Unditz
ober der Kirche des heil. Landelins rechter Hand an dem Berge gegen Mittag neben dem Kloster
außer den Mauren vorbei führen und mitten ober dieser Straße das steinerne Kreuze mit der Bildnis
der schmerzhaften göttlichen Mutter verfertigen und aufrichten lassen. Ober dieser Straße hat
er auch jenes große Stück Feld, welches bis an den Trauf des Waldes sich erstrecket und welches
bisher eine Wildnis und ödes, unfruchtbares Erdreich war, ausstocken, reinigen und urbar
machen lassen. Auf der andern Seite des Thaies ober der Apothecke neben dem Hansberge hat er
auch einen Rebberg angelegt, der von ihm den Namen Augstberg hat.

Die zumahlen angefangene Klosterkirche hat er ganz ausmalen lassen. Auch hat er den prächtigen
hohen Altar dieser Kirche, die vier Seitenaltäre und die Kanzel derselben verfertigen und fassen
lassen. Er hat das von allen Kennern bewunderte eiserne Gegitter, welches den Chor schloß, und

1 Johann Baptist Eck, * 1679, Abt von 1710 bis 1740.

2 Augustin Dornblüth (1705—1775), Abt von 1740 bis 1774.

3 Hornung = Februar, Brachmonat/mond = Juni, Heumonat = Juli, Herbstmonat = September, Weinmonat
= Oktober, Wintermonat = November, Christmonat = Dezember.

4 Johann Franz Riccius, Generalvikar und Weihbischof unter dem Straßburger Fürstbischof Armand Gaston
Maximilian von Rohan-Soubise (1704—1749). Zu diesem und anderen Kirchenmännern vgl. die vom Verfasser
in seiner Abhandlung über die rechtsrheinische Restdiözese Straßburg in der „Ortenau" 61/1981 angegebene
Literatur.

5 S.S. 102.

6 Könnte auch als Fäkund gelesen werden. Stöber berichtet hier von einer Reliquientranslation, einem typisch
barocken Vorgang. Damals wurden tausende sog. Katakombenheilige oder Skeletteile derselben in alle Welt
verschickt und mit großen Feierlichkeiten in Kirchen eingebracht. Sie genossen große Verehrung seitens der
Gläubigen. Mitunter entstanden Wallfahrten auf Grund von Wundertätigkeit. Bei besagtem Iaecundus handelte
es sich um einen solchen „Heiligen*', der, weil nie kanonisiert, in keinem einschlägigen Verzeichnis zu
finden ist. Vgl. hierzu H. Achermann, Die Katakombenheiligen und ihre Translationen in der schweizerischen
Quart des Bistums Konstanz, in: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens 38 / Stans 1979, und einige Aufsätze
im Jahrbuch für Volkskunde NF 4 / 1981, S. 101 ff. Einige wesentliche Hinweise zur barocken Reliquientranslation
gab Lic. Guntram Brummer aus Meersburg.

7 Papst Calixtus I. (217—222), zuvor Vorsteher des ersten offiziellen Friedhofs der katholischen Kirche in
Rom (coemeterium Callisti).

8 S. S. 102.

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