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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0109
Eben in diesem Jahre ist auch hier bei Jakob Schiele, Handeismanne, unter der Kirche des heil.
Landelins wohnend, der Herr Erzpriester N. N. des Offenburger Ruralkapitels, bei dem er Koste
und Wohnung gehabt, gestorben und von Herrn Erzpriester Schmauz15, Pfarrherrn in Hofweyhr,
mit Beistande der umliegenden Pfarrherrn des Ruralkapitels Lahr in der Kapelle des Freythofes
bei St. Landelin begraben worden. Und sind in der Kirche dieses Heiligen die Exrequien mit musizierten
Ämtern für ihn gehalten worden.

Der hiesigen allgemeinen Zünfte hat Abt Augustin die Erlaubnis ertheilet, unter dem damaligen
Zunftmeister Jakob Schiele von St. Landelin einen Zunftschild verfertigen zu lassen und denselben
in der neuen Herberge in dem obern Wirthshause bei der Sonne im Münsterthale feyerlich
aufzustecken. Unter dem Abte Landelin ist diese Herberge der Zunft mit samt dem Zunftschilde
wieder in das Gasthaus zum Hirsche zu St. Landelin versetzet worden. Unter eben diesem Zunftmeister
Jakob Schiele, weil diese Zunft in guten Mitteln stund, ist die Verordnung mit Einwilligung
des Abtes Augustin gemacht worden, daß, da vorhin für einen jeden verstorbenen Meister
der Zünfte zu St. Landelin eine heil. Messe gelesen worden, auch für die verstorbenen Weiber und
Wittwen der Meister eine heil. Messe auf Kosten der Zunft soll gelesen werden.

Niemalen war das Bad zu St. Landelin in solchem Flore als wie unter dem Abte Augustin. Grafen,
Gräfinnen, Baronen und Baronessinnen, auch andere angesehene Herren und Damen von Freyburg
, Straßburg und andern Orten besuchten dasselbe und brauchten durch drey, vier, auch sechs
Wochen die Bad- und andere Kuren mit großem Aufwände und zu merklichem Vortheile und
Nutzen hiesiger Einwohner. Schon in dem ersten Jahre der Regierung dieses Abtes 1740 kam Herr
Anton Friedrich Müller, Rathsherr zu München, der Haupt- und Residenzstadt des Churfürsten
von Bayern, hieher in das Bad wegen sehr kränklichen Umständen, in welchem er aber am 15ten
Herbstmonate starb, nachdem er für eine für seine Seelenruhe zu haltende ewige Jahrzeit in die
Kirche des heil. Landelins 200 Gulden vermacht hatte.

Der Abt Augustin war ein guter, gegen jedermann leutseliger Herr: er liebte seine Unterthanen
wie ein Vater seine Kinder, und diese liebten und schätzeten ihn auch wie ihren Vater. In seinem
Alter aber, da er wegen Kränklichkeiten nimmer ausgehen konnte, hatte er das Unglück, daß seine
Unterthanen aus Anstiftung der Feinde des Klosters ihm ihre Liebe und Hochschätzung entzogen
und wider ihn einen förmlichen Aufstand und Aufruhr erregten. Er suchte zwar durch allerley
Mittel diesem Übel zu steuern und die wider ihn Aufgebrachten wieder zur Ruhe und in Ordnung
zu bringen. Alles war aber vergeblich: aus Mißvergnügen theils, theils auch wegen immer mehr
sich häufenden kränklichen Umständen gab er also im Jahr 1774 am 14ten Wintermonate seine
abteyliche Regierung und Würde auf und lebte ganz einsam noch in der Klausur bei seinen Mitbrüdern
bis im folgenden Jahre 1775, in welchem er am 26ten Weinmonate selig in dem Herrn entschlafen
. Die alte Liebe der Unterthanen wachte nun gegen ihn wieder auf; denn er wurde von seinem
Nachfolger mit aller, seiner getragenen Würde zukommenden Feyerlichkeit nicht nur unter
den Thränen seiner Religiösen, sondern auch seiner Unterthanen in der Grüfte hinter dem hohen
Altare der Klosterkirche beigesetzet.

XXIVtes Kapitel

Geschichte der hiesigen Pfarrey vom Jahre 1774 im Wintermonate bis zum Jahre 1790

Nachdem Abt Augustin seine abteyliche Würde aufgegeben, ist den löten Wintermonate P. Landelin
Fluem16, von Schuttern gebürtig, als Novitzenmeister und Censor Fratrum Clericorum zum
Abte erwählet worden. Am 30ten des nemlichen Monats wurde er von Thussan, Bischofen von
Arath und Weyhbischofen zu Straßburg, zu Maurusmünster bei versammelten Äbten der Straß-

15 Johann Joseph Schmautz, Erzpriester des Landkapitels Lahr von 1765 bis 1782.

16 * 1724, Abt von 1774 bis 1793.

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